Volkstrauertag 2010 – Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewalt
 
Lieber Leiberstunger Mitbürgerinnen und Mitbürger, sehr geehrte Damen und Herren Vereinsvorsitzende!
Wie in den vergangenen Jahren auch, werden am Volkstrauertag Kirchen- und die politischen Gemeinden den Opfern von Krieg, Vertreibung und Repression gedenken. Hierzu darf ich auch Sie herzlich einladen.
 
Volkstrauertag, am Sonntag, 14.11.2010
 
Gemeinsam wollen wir, im Gedenken an die Opfer, beim Ehrendenkmal auf dem Friedhof einen Kranz niederlegen und in einer Gedenkminute verharren. Ehrenabordnungen der Leiberstunger Vereine unter Fahnenbegleitung, sowie eine kurze Ansprache, musikalisch umrahmt durch den Männergesangverein 1875 Leiberstung e.V., werden diesem Gedenken den entsprechenden Rahmen geben.
 
Beginn der Gedenkveranstaltung, welche wir bei jeder Witterung durchführen werden, ist um 11.00 Uhr auf dem Friedhof Leiberstung.
 
Naber
Ortsvorsteher
 
Ansprache zum Volkstrauertag 2010
von Ortsvorsteher Alexander Naber
 
Ich möchte Sie gerne einladen - einladen, zu etwas schönem.
Wie wäre es mit folgendem :
"Kommen Sie zu uns - besuchen Sie unsere Hochzeitsmesse, wir zeigen Ihnen, wie Sie Ihren schönsten Tag noch schöner gestalten können!"
oder was halten Sie davon :
"Erleben Sie bei uns die wunderschönen Seiten der vorweihnachtlichen Zeit - wir zeigen Ihnen die neuesten Trends für den kommenden Advent"
und das ganze machen wir dann noch schmackhafter mit
"Wir laden Sie ein, sich bei einem heißen Glühwein unsere bunte Adventsausstellung anzusehen - vielleicht finden auch Sie das Passende für die kommende Vorweihnachtszeit!"
Sicher fragen Sie sich jetzt, was hat dies alles mit dem heutigen Tag - dem Volkstrauertag - zu tun ?
 
Nun, diese Frage stellen sich viele - vor allem diejenigen, welche sich Gedanken um den Stellenwert machen, den ein solcher Gedenktag in unserem Leben noch hat.
Denn, diese Einladungen und Werbeversprechen sind genau das, wonach sie sich anhören - Einladungen zu Verkaufsveranstaltungen und Messen.
Sie unterscheiden sich von vielen anderen nur durch eine Kleinigkeit - sie werden just gerade in diesen Tagen veranstaltet, am Volkstrauertag und dem Totensonntag.
 
Während der heutige Tag als staatlich eingeführter Gedenktag einen besonderen Stellenwert besitzt - oder eben : besitzen sollte, wird der am kommenden Sonntag zu begehende Totensonntag als kirchlicher Feiertag bereits seit Jahren von vielen nicht mehr als Gedenktag gesehen, sondern als religiöses Relikt, welches in der heutigen, modernen Zeit eigentlich nicht mehr "up to date" ist, nicht mehr in das moderne Leben gehört und wenn, dann nur noch etwas für "alte Leute" ist - ein Grund eben, um auf den Friedhof zu gehen.
 
Bereits seit einigen Jahren wird gerade der Totensonntag mehr und mehr kommerzialisiert - für Blumen- und Dekorationsgeschäfte, für Adventsausstellungen und Messen.
Auch bei uns ist es schon fast Tradition, dass an diesem Sonntag, so kurz vor der beginnenden Adventszeit nochmals alle Register gezogen werden und die neuesten Dekotrends für die beginnende - doch eigentlich besinnlich stille Adventszeit an den Mann oder die Frau gebracht werden sollen.
 
Mir selbst ist dies - ehrlich zugegeben - in den vergangenen Jahren zwar vermehrt aufgefallen, jedoch habe ich mir immer gedacht : das sind nun mal Einzelfälle oder Terminverfehlungen - wie auch nächste Woche, wenn in der Ortenau verschiedene Hochzeitsmessen junge Paare anziehen sollen.
 
Dieses Jahr jedoch hat mich das Geleitwort zum Volkstrauertag von Reinhard Führer, dem Vorsitzenden des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., äußerst nachdenklich gestimmt - nimmt er doch in diesen Zeilen genau diesen Umstand zum Anlass, solche Entwicklungen zu hinterfragen und genauer noch - zu analysieren, wie weit dieses "Vergessen", was diese Gedenktage im November eigentlich bewirken sollen, schon gediehen ist.
 
Reinhard Führer stellt fest, dass mittlerweile auch schon der gesetzlich verankerte Volkstrauertag für die genannten kommerziellen Veranstaltungen herangezogen wird, weil ein Wochenende vor der Adventszeit nicht mehr ausreicht, um die zu erwartenden, oder erhofften Geschäfte zu bedienen.
So nutzen Gartenmärkte und Blumengeschäfte diesen gesellschaftlich anerkannten Freiraum des Volkstrauertages, welcher für das individuelle, wie auch kollektive Gedenken und Trauern geschaffen wurde, um bei Kaffee und Kuchen, Glühwein oder gar noch heißen Würstchen die ersten Vor-Weihnachtsmäkte zu veranstalten - der Raum für das Gedenken und die Trauer werden Stück für Stück, immer mehr dem Kommerz geopfert.
 
Mittlerweile aber gibt es in verschiedenen Kreisen und Kommunen verstärkte Kontrollen der Gewerbeaufsichtsbehörden, um solche Ausuferungen der Gewerbefreiheit einzudämmen.
Es bleibt jedem von Ihnen überlassen, ob er an diesen Gedenktagen den Friedhof aufsucht, sich Gedanken über das Macht, warum solche Tage einmal eingeführt wurden, oder aber, ob er dies alles als "alten Hut" abtut und sich lieber über die neuesten Trends und Accessoires für das Weihnachtsfest informiert.
 
Das Gedenken an die Menschen, welche durch Krieg und Verfolgung ihr Leben verloren haben - es ist keinesfalls ein alter Hut, oder gar die Aufgabe von "alten Leuten". Es ist die Aufgabe eines jeden Demokraten, eines jeden Menschen, eines jeden Individuums durch das Gedenken an die Leiden der Ermordeten, Gefallenen, Verstümmelten, Gejagten und Vertriebenen, wie auch an die Gräueltaten gegenüber Männern, Frauen und Kindern - ganzen Völkern und Volksgruppen -, sich immer wieder vor Augen zu halten, dass dies immer wieder geschehen kann, aber nie wieder passieren darf!
 
Es geht beileibe nicht darum, wie immer wieder in den Diskussionen über solche Veranstaltungen gesagt wird, "Dinge von Früher wieder herzubeten", "Feinbilder zu schüren" oder gar "nach Schuldigen zu suchen" - nein, es geht meiner Meinung nach darum, aus den Ereignissen der Vergangenheit zu lernen und Schlüsse zu ziehen, das Aktuelle kritischer zu beleuchten und drohendes Unheil vorauszusehen.
Es ist aktueller denn je, sich gerade dran zu erinnern, was Hass, blinder Gehorsam, Neid und Fanatismus - ob nun politisch oder religiös motiviert - in der Vergangenheit angerichtet hat.
In einer Zeit, in welcher gerade die Diskussion um Herkunft, Rasse, Religion oder gesellschaftlicher Rang die Menschen wieder beschäftigt und Feindbilder aufgebaut werden, ist es umso wichtiger im Vorfeld zu erkennen, worauf dieser Weg zusteuert. Wollen wir gleiches, wie vor vielen Jahrzehnten erneut erleben ?
 
In diesem Jahr erinnern zahlreiche Veranstaltungen an den 70. Jahrestag der Deportation badischer Juden nach Gurs, welche auch als "Wagner-Bürckel-Aktion" betitelt, traurigen Einzug in die Geschichte gefunden hatte.
In der Geschichtsschreibung hierzu heißt es, Zitat :
 
"Die Gauleiter Robert Wagner (Gau Baden) und Josef Bürckel (Gau Saarpfalz) hatten nach der Eroberung Frankreichs am 2. August 1940 die Gebiete Elsass und Lothringen als "Chefs der Zivilverwaltung" (CdZ) unterstellt bekommen.
Im Rahmen der Waffenstillstandsvereinbarung mit Frankreich am 22. Juni 1940 wurde vereinbart, dass alle Juden aus den deutschen Besatzungsgebieten in das Landesinnere von Frankreich deportiert werden sollten.
Bis Mitte September 1940 wurden so über 23.000 Juden und missliebige Franzosen aus den besetzten Gebieten deportiert.
Anlässlich einer Besprechung der beiden Gauleiter in der Reichskanzlei am 25. September 1940 forderte Adolf Hitler sie auf, dafür zu sorgen, dass ihre Gebiete "judenfrei" gemacht werden.
Wagner und Bürckel beschlossen, in einer koordinierten Aktion die Deportationen auch auf die im südwestdeutschen Reichsgebiet lebenden Juden auszudehnen.
Dies wurde sodann in der Nacht vom 21. auf den 22. Oktober 1940, am Abschluss des jüdischen Laubhüttenfests vollzogen.
Die jüdische Bevölkerung wurde aufgefordert, sich innerhalb kurzer Zeit (30 Minuten bis 2 Stunden) reisefertig zu machen, mit dem Befehl zur Deportation aus ihren Wohnungen getrieben, gesammelt und abtransportiert.
Der Befehl betraf alle "transportfähigen Volljuden" vom Kind bis zum Greis, schließlich waren es 6.538 Deutsche jüdischer Herkunft, nur wenige wurden verschont, darunter die in "Mischehe" lebenden Juden.
Gestattet war lediglich die Mitnahme von 50 kg Gepäck und eine Barschaft von 100 Reichsmark.
Sieben Eisenbahnzüge aus Baden und zwei Züge aus der Pfalz fuhren mit den Deportierten ins Landesinnere Frankreichs.
Die Fahrt über Avignon und Toulouse dauerte drei Tage und vier Nächte, bis die Gefangenen schließlich am Fuße der Pyrenäen in Oloron-Sainte-Marie auf Lastwagen verladen und die meisten in das Internierungslager Gurs verbracht wurden.
Bereits auf der Reise waren einige ältere Menschen aufgrund der Strapazen gestorben.
Am 23. Oktober meldete Wagner nach Berlin, sein Gau sei als erster Gau des Reiches "judenrein".
Zitat Ende.
 
Aus unserer direkten Nachbarschaft - aus Baden-Baden, Bühl, Rastatt, Achern, Gernsbach, Hörden, Kuppenheim und Muggensturm - waren dies 205 Personen, welche ihrer Menschenwürde beraubt, aus der Heimat vertrieben, dem sicheren Tod durch Menschenhand entgegengebracht wurden.
 
Wenn man dies hört, wird einem mit Schrecken bewusst : auch in unserer Region fielen damals zahlreiche Menschen, welche gestern noch Nachbarn, Bekannte oder Freunde waren, einem Irrsinn zum Opfer, welcher heute als "undenkbar" erscheint, oder gar in unserer aufgeklärten oder liberalen Welt "unmöglich" wäre.
Sind wir uns dessen sicher ?
 
Werfen wir alle doch einmal einen Blick in die Zeitung - Paktebomben gegen Regierungschefs oder internationale Organisationen, Morddrohungen gegen Regimegegner in mehr oder weniger zivilisierten - aber dennoch hochtechnisierten und wirtschaftlich bedeutsamen Staaten, "ethnische Säuberungen" - nicht irgendwo in einem kaum aussprechbaren Land irgendwo in der Wüste Afrikas, sondern in den Ausläufern unseres Kontinentes.
 
Aber - das ist ja alles weit weg, das betrifft uns ja nicht - Sind wir uns da sicher ?
Werfen wir doch einen weiteren Blick in unsere Nachbargemeinde, so friedlich und beschaulich wie das Leben auf dem Lande ist, kann es doch bei uns keine Probleme geben - ich bin sicher, dass heute in Rheinmünster und speziell in Söllingen, das Gedenken am heutigen Tage besonders wichtig ist - Aber nicht als Heldenverehrung, wie es die Nationalsozialisten mit diesem Gedenktag von 1934 bis zum Ende des 2. Weltkrieges bestimmt hatten - nein, sondern als Angedenk dessen, was gerade während dieser Zeit in unserem Land, in unseren Gemeinden - in ganz Europa wie ein alles verzehrender Feuersturm gewütet hatte.
 
Die Wunden, die diese Zeit gerissen haben, sie werden sich nicht schließen - und es liegt an uns allen, auch gerade an denen, die diese Zeit nicht selbst miterlebt haben, aus dem zu lernen, was uns die letzten Zeitzeugen übermitteln und das Erfahrene weiterzutragen
 
Wir, die wir heute hier stehen - wie an vielen anderen Orten in unserem Lande auch - Menschen, Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens - Vereinsvertreter und Kommunalpolitiker, engagierte Bürgerinnen und Bürger, Sie alle - haben diese Verantwortung gegen das Vergessen und für das Schaffen von demokratischen Bollwerken gegen solche Unmenschlichkeiten.
 
Daher ist es von enormer Wichtigkeit, dass ein Gedenktag wie der heutige nicht einfach nur noch ein Datum im Kalender, ein Sonntag wie jeder andere auch sein darf - auch wen die Vielen, von den Schrecken der beiden Weltkriege gezeichneten oder beeinflussten Menschen nicht mehr unter uns weilen - dieser darf nicht mit ihnen sterben.
 
Wenn wir uns bisher hauptsächlich mit Jahrestagen und Rückblenden beschäftigt haben, so stellt ein anderer Umstand der heutigen Zeit umso mehr unter Beweis, dass gerade die beiden großen Weltkriege des vergangenen Jahrhunderts bis heute in unser Leben greifen.
Ganz still und heimlich hatte in diesem Jahr ein weiteres bedeutsames Ereignis stattgefunden, welches ein lang zu tragendes Vermächtnis war.
 
Im vergangenen Monat Oktober war es am wiedervereinten Deutschland, die letzten Schulden aus den Reparationszahlungen des 1. Weltkrieges bei den damaligen Siegern zu tilgen.
Ganz unscheinbar enthält der Bundeshaushalt 2010 eine Position, welche als "Bereinigte Auslandsschulden" betitelt ist, aber kaum jemand weiß, was sich dahinter verbirgt.
Nach dem "Versailler Vertrag" von 1919, hatte Deutschland die alleinige Kriegsschuld zu tragen und das Deutsche Reich Reparationen zu zahlen.
Die Höhe dieser Reparationen wurde im Jahr 1924 mit einer Vereinbarung geregelt, welche nach dem amerikanischen Finanzexperten und späteren Vizepräsidenten Charles G. Dawes als "Dawes-Plan" benannt wurde.
Ein wichtiger Inhalt dieses Planes war, dass Deutschland, welches die immensen Forderungen niemals aus eigener Kraft hätte bezahlen können, internationale Anleihen erhielt, welche zur Ankurbelung der Wirtschaft dienten und somit die Möglichkeit einer Zahlung der Reparationen zu schaffen.
Ein weiterer, modifizierter Zahlungsplan wurde nach einem Mitarbeiter von Dawes, Owen D. Young, 1929 als "Young Plan" bezeichnet.
In der Zeit bis 1933 wurden so Reparationen, wie auch Tilgungen der internationalen Anleihen gezahlt.
 
Erst nach dem Ende des 2. Weltkrieges wurden weitere Zahlungen geleistet, da die neue Bundesrepublik als Staat faktisch mit dem Deutschen Reich gleichzusetzen war.
Im "Londoner Schuldenabkommen" 1953 wurden Deutschland zwar viele Schulden erlassen, jedoch mussten bis 1980 weitere Zahlungen geleistet werden.
Angefallene Zinsen aus der Zeit von 1949 - 1952 sollten nach dem Abkommen bezahlt werden "wenn Deutschland wiedervereinigt wird".
Durch die Wiedervereinigung im Jahr 1990 wurde diese Klausel wieder wirksam und die Zahlungen wurden wieder fällig.
Auch sah die Klausel vor, dass diese Zahlungen innerhalb der kommenden 20 Jahre zu erfolgen haben - somit wurde die letzte Rate im Oktober diesen Jahres fällig und beendete für Deutschland - zumindest aus finanzieller Sicht - den 1. Weltkrieg.
 
Diese beiden Ereignisse führen uns wieder vor Augen, dass Kriege nicht einfach mit der Unterzeichnung von Waffenstillstandsvereinbarungen oder Friedensverträgen beendet sind, sondern noch viele Generationen lang ganze Völker prägen und beschäftigen.
Ebenso zeigen sie uns auf, dass es nicht "weit weg" geschehen ist, sondern auch vor unserer Haustür, ganz nah im Leben eines Dorfes, einer Gemeinde - eben auch bei uns.
 
Gedenken wir deshalb heute aller Menschen, den Toten der Weltkriege, der Bürgerkriege auf der ganzen Welt und den Kriegen, die uns tagtäglich in den Nachrichten aus fernen Ländern in unseren Alltag gebracht werden.
Gedenken wir allen Menschen, die nichts weiter wollten als in Freiheit und Frieden zu leben - und die diesen Willen mit ihrem Leben bezahlen mussten.
Gedenken wir auch all denen, die durch die Willkür von Regimes und Militärs Angehörige und Freunde verloren haben, oder aber, deren Mut und Lebenswille gebrochen wurde.
Gedenken wir jenen, die durch Menschenhand ermordet, verstümmelt oder vertrieben wurde - aus politischen, religiösen oder ethnischen Motiven.
 
Wer die Geschichte vergisst ist dazu verdammt sie zu wiederholen.
 
Auch wenn Sie dieses geflügelte Wort in meinen Reden öfter hören - es kann nicht oft genug zitiert werden. Denn, in den vergangenen Jahren hat es sich immer mehr bewahrheitet und an Bedeutung gewonnen.
Schlimm nur, dass man es dennoch immer wieder verdrängt und vergessen will.
 
Dass man versucht, das Gedenken an diese unsäglichen Ereignisse und Zeiten immer mehr in den Hintergrund zu drängen.
Oder aber, es einfach versucht zu ignorieren und sich stattdessen lieber "schöneren" Dingen zuwendet - und die Momente und Augenblicke, welche für genau dieses "Gegen das Vergessen" eingerichtet oder geschaffen wurden, zu "modernisieren" und für andere Dinge zu missbrauchen.
Ob nun aus rein geschäftlichen Interessen, ob aus wissentlichem Verdrängen, oder aber aus reiner Unwissenheit und dümmlicher Ignoranz.
 
Genau dagegen gilt es anzugehen - denn was mit dem Vergessen, Verdrängen oder Ignorieren von solchen Gedenktagen beginnt, geht irgendwann weiter in ein Vergessen, Verdrängen oder Ignorieren dessen, wofür diese Tage der Trauer und des Angedenks eingerichtet worden waren.
 
Und - wenn wir wieder einmal soweit sind, in dieser Kultur des Ignorierens so weit gediehen, dann ist es nicht mehr weit und wir erleben wieder das, was uns die Geschichte eigentlich helfen wollte zu verhindern.
 
Deshalb ist es wichtig, solche Tage wie diesen heute zu begehen und zu nutzen.
Es geht um ein stetiges Erinnern und Mahnen gegen das Vergessen !
 
Wie bereits erwähnt, geht es hierbei keineswegs um eine Suche nach Schuldigen oder dem Verlangen nach Vergeltung;
 
Nein, es muss vielmehr wieder mehr um das suchen nach den Ursachen gehen und um das Erkennen dieser, damit nicht wir oder unsere folgenden Generationen die gleichen Fehldeutungen machen, die gleichen falschen Parolen als einzig wahr ansehen oder den gleichen politischen, gesellschaftlichen oder religiösen Rattenfängern nachlaufen, die unsere Gesellschaft, das Miteinander und den Frieden - nicht nur in unserem Land, nicht nur auf unserem Kontinent - gefährdet, vergiftet oder gar zerstört haben.
 
Die Toten, die Verwundeten, die Vertriebenen - alle Betroffenen dieser dunklen Zeiten in der Geschichte aller Völker sind nicht nur Namen auf Steintafeln oder Listen, nicht nur Zahlen in einer Statistik - nein, sie sind Mahner dafür, für den Frieden und das Miteinander einzustehen und auch für die Hoffnung, dass ihr Los uns und den Generationen nach uns erspart bleiben mag.
 
Ihr Tod darf nicht übersehen werden und nicht umsonst gewesen sein.
 
Ich lade Sie ein zu einem stillen Gebet und dem gemeinsamen Niederlegen des Kranzes - Möge das Grün der Zweige ein Zeichen für die Hoffnung auf einen dauerhaften Frieden sein.