vom 26.5.1978
 

SEHR KRITISCH war die Situation am ganzen Mittwoch in Leiberstung. Im Abtsmoor war zunächst ein Loch im Rückhaltebecken entstanden, durch das sich die Wassermassen fraßen. Am Mittag war das Loch mit Granitsteinen und Sandsäcken notdürftig geflickt,
 

aber am frühen Nachmittag stieg der Wasserspiegel an und das Wasser lief gegen Abend an mehreren Stellen über den Rand des Rückhaltebeckens und überspülte die Straße.        Fotos: Herbert Martin
 
Rückhaltebecken bewältigte Wasser nicht
Nach dem Dammbruch stieg im Abtsmoor das Wasser wieder an
 
SINZHEIM-LEIBERSTUNG. Sehr kritisch war die Hochwassersituation am Mittwoch im Abtsmoor bei Leiberstung. Die drückenden Wassermassen hatten den Damm des Rückhaltebeckens an einer Stelle zum Bersten gebracht. Am Nachmittag war das Loch zwar verschlossen, aber der Regen hatte ein Ansteigen des Wasserspiegels bewirkt, so daß mit einer Überflutung des Beckens gerechnet werden mußte, was gegen Abend tatsächlich eintrat.
 
Zu den am meisten gefährdeten Gebieten im weiteren Umkreis von Bühl gehörte am Mittwoch das Abtsmoor bei Leiberstung. Das dortige Rückhaltebecken hatte zwei Tage lang das Wasser aufgenommen und zunächst schienen keine größeren Schäden auf Leiberstung zuzukommen - sieht man davon ab, daß über weite Flächen hier das Ackerland völlig überflutet war.
 
Am Morgen des Mittwochs kam dann die Hiobsbotschaft, daß der Damm des Rückhaltebeckens gerissen sei und das Wasser mit Gewalt herausbreche. Die sofort eingeleiteten Maßnahmen hatten bald Erfolg. Mit großen Sandsäcken und Granitsteinen wurde das Loch "geflickt" und fürs erste schien die Gefahr beseitigt. Allerdings mußte zu dieser Zeit die Verbindungsstraße zwischen Oberbruch und Leiberstung für den Verkehr bereits geschlossen werden, weil sie kniehoch überflutet war.
 
Am frühen Nachmittag kam dann der zweite Schreck für die ständig den Damm beobachtenden Helfer der Feuerwehr und anderer Organisationen. Das Wasser im Rückhaltebecken begann ständig anzusteigen. Hatte man sich zunächst darüber gefreut, daß das Loch zu war, hätte man jetzt das Wasser gerne abfließen lassen. Aber wie überall war die Frage wohin? Hatte am Nachmittag noch die Hoffnung bestanden, das Nachlassen des Regens würde ein Sinken oder zumindest einen Stillstand des Wassers bringen, war am Abend die Situation noch ernster. Das Wasser schwappte bereits an mehreren Stellen über den Damm und überspülte die Straße.
 
Das Rückhaltebecken, das auf ein Fassungsvermögen von rund 2,5 Millionen Kubikmeter ausgelegt ist, dürfte am Mittwoch zwischen drei und vier Millionen gespeichert haben. Die Höchstmarke war weit überschritten. Außer den Schäden, die an Ackerland und Waldbepflanzungen entstehen, gibt es auch noch andere zu beklagen. Die Helfer mußten aus dem Abtsmoor zahlreiche tote Rehe bergen, die in den Wassermassen ertrunken waren. Einige konnten lebend in Sicherheit gebracht werden. Das war der Stand am Mittwoch, 19 Uhr.
ham.