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vom 8.7.2024
 
Land-unter-Radweg: Abhilfe im Spätjahr
Der neue Radweg zwischen Weitenung und Leiberstung erzürnte über Monate die Nutzer
 
 
abb080724Der Land-unter-Radweg von Weitenung nach Leiberstung zog Gespött und Ärger der Fahrradfahrer auf sich. Jetzt gibt es Abhilfe für das Problem. Im Herbst soll die Problemstelle behoben werden. Foto: privat
 
Von Jörg Seiler
 
Bühl/Sinzheim. Regelmäßig Land unter und bei Frost tückische Eispritsche: Der neue Radweg zwischen Bühl-Weitenung und Sinzheim-Leiberstung hat seit seiner Eröffnung im Mai 2023 das Gespött und den Ärger der Fahrradfahrer auf sich gezogen. Und irgendwie ist man versucht, an eine Provinzposse zu denken. Denn der Außenstehende fragt sich schon, warum es eigentlich so lange dauert, an einem Radweg bauliche Korrekturen vorzunehmen.
 
Wir haben grünes Licht vom Landratsamt Rastatt bekommen.
Daniel Fritz
Erster Beigeordneter
 
Und hätte man um die Probleme nicht vorher wissen können? Nun gibt es gute Nachrichten. Gemäß dem alten Galilei-Spruch „Und sie bewegt sich doch“, soll das Problem in wenigen Monaten behoben werden. „Wir haben grünes Licht vom Landratsamt Rastatt bekommen“, sagt Bühls Erster Beigeordneter Daniel Fritz (CDU). Ende Juni 2024 ging der Bescheid der Kreisbehörde ein. Im September sollen die Arbeiten beginnen.
 
Die Stadtverwaltung hatte gehofft, dass es früher losgehen kann. Doch da standen, so Fritz, Auflagen des Naturschutzes dagegen. Der redet in diesem Fall ein gewichtiges Wörtchen mit, denn der Radweg führt an einem Biotop vorbei. Um die dortigen Amphibien zu schützen, darf zwischen März und September nicht gewerkelt werden, sagt die Stadt. Um allen Eventualitäten vorzubeugen, wird denn auch vor Beginn der Bauarbeiten an der Nordseite, Richtung Biotop Bruchwald, ein Amphibien-Schutzzaun errichtet. Die Korrekturen sind zeitlich gesehen keine große Sache. Rund eine Woche wird dafür im Spätjahr veranschlagt. Doch was wird jetzt eigentlich genau gemacht?
 
Der Radweg wird im Land-unter-Bereich rund 40 Zentimeter höher gelegt. Die kritische Zone befindet sich, fährt man Richtung Leiberstung, kurz hinter der Einfahrt zum Kieswerk. Federführend bei Planung und Ausschreibung sowie verantwortlich beim Bau war beziehungsweise ist die Stadt Bühl. Das geht aus einer Pressemitteilung zur Radweg-Eröffnung von Mai 2023 hervor.
 
Der Radweg entlang der Kreisstraße 3736 zwischen Weitenung und Leiberstung war ein langgehegter Wunsch der Bevölkerung. 1,8 Kilometer misst er, und Landrat Christian Dusch (CDU) bezeichnete die Verbindung bei der Eröffnung als „wichtigen Baustein im Radwegenetz des Landkreises Rastatt“.
 
2,40 Meter ist der Radweg breit. Ein Sicherheitsstreifen von 1,75 Metern Breite grenzt ihn von der Kreisstraße ab. Da die Trasse Schutzgebiete wie das Biotop „Feldhecken beim Weitenunger Sportplatz“, das FFH-Gebiet „Bruch bei Bühl und Baden-Baden“ sowie das Biotop „Feuchtwald im Bruchwald“ berührt, sitzt der Naturschutz des Kreises mit im Boot. Oder besser, auf dem Rad.
 
Die Radlerszene nimmt es positiv auf, dass sich jetzt etwas tut. Allerdings bleiben für manche Nutzer Fragen offen – so auch die, warum sich erst jetzt etwas tut. Dass der Radweg zu tief liegt und deshalb überflutet werden kann, habe man in den Dürreperioden der Vorjahre so gar nicht wahrgenommen, konstatiert der Erste Beigeordnete der Stadt Bühl.
 
Der Ärger der Radfahrer entzündete sich nicht nur an der Wasserdurchfahrt. Anfang dieses Jahres herrschten Minus-Temperaturen und da verwandelte sich der Land-unter-Teil des Radwegs zwischen Weitenung und Leiberstung in eine tückische Eispritsche. Diese äußeren Umstände hatten denn auch Sperrungen zur Folge.
 
Und jetzt also erfolgt die Beseitigung des Problems. Eine Fachfirma wird dazu im Spätjahr die Bitumenschicht abtragen. Dann wird der Unterbau um 40 Zentimeter erhöht. Schließlich kommt wieder die Fahrbahndecke drauf. Um jegliche Pfützenbildung zu vermeiden, erhält alles ein leichtes Gefälle. So kann das Wasser problemlos ablaufen, erläutert Daniel Fritz auf Anfrage dieser Redaktion die Vorgehensweise.
 
Der Radweg zwischen Weitenung und Leiberstung ist ein langgehegter Wunsch. Ende Mai 2023 wurde er eröffnet. 1,8 Millionen Euro kostete der Neubau entlang der Kreisstraße. Das Land Baden-Württemberg gab 950.000 Euro Fördergeld. Die restlichen Kosten haben sich der Landkreis Rastatt als Eigentümer und Straßenbaulastträger sowie die Kommunen Bühl und Sinzheim anteilsmäßig geteilt. Bereits kurz vor der offiziellen Eröffnung der Strecke gab es Kritik. Damals erzürnte die Privilegierung eines Waldwegs und die Zufahrt zum Kieswerk gegenüber dem Radweg einen Radfahrer.
 
Bleibt die Frage, was die Behebung des Problems kostet. Es sei nicht mehr, als wenn der Radweg gleich so gebaut worden wäre, wie es jetzt im Spätjahr geschieht, sagt Daniel Fritz.
 
Kommentar
 
Am Ende wird alles gut
Ein Blendschutz täte dem Radweg noch gut
 
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Von Jörg Seiler
 
Na bitte, geht doch. Die Problemstelle des Radwegs zwischen Weitenung und Leiberstung wird im Spätjahr Geschichte sein. Die Fahrbahn wird um rund 40 Zentimeter höher gelegt. Damit bleibt den Fahrradfahrern dann eine unangenehme Wasserdurchfahrt oder, bei Frost, eine lebensgefährliche Eispritsche erspart. Da fragt sich jetzt der Außenstehende nur, warum das nicht gleich gemacht wurde.
 
Unser Land braucht Radwege. Die Mobilität auf den pedalgetriebenen Zweirädern greift, richtigerweise, immer mehr Raum. Wer Fahrrad fährt, tut was für die Umwelt und damit gegen die Klimakrise. Wer Fahrrad fährt, hält sich fit. Und Spaß macht das Ganze ohnehin. Meistens. Oder manchmal auch nicht. Denn immer noch gibt es Lücken im Radwegenetz. Immer noch fehlen Radschnellwege. Manchmal fühlt man sich, wie zum Beispiel beim Radschnellweg von Offenburg nach Straßburg, ans berühmte Schneckentempo erinnert. Aber auch in den Städten fühlen sich die Radler oft nicht angemessen berücksichtigt oder ausgebremst. Bühl macht da keine Ausnahme.
 
Wer mit dem Fahrrad schnell durch die Innenstadt will, findet keine ideale Trasse vor. Die Situation am sogenannten Nordtor-Kreisel ist für Fahrradfahrer angesichts der vielen Zufahrten nicht ungefährlich. Auf einen Radler schauen die Autofahrer in der Regel zuletzt. Doch zurück nach Weitenung – und Leiberstung. Der lang ersehnte Radweg wird nun so gemacht, dass die Fahrradfahrer ihn ohne Einschränkungen durch Wasser und Eis nutzen können. Nach Monaten! Gut, dass der Naturschutz berücksichtigt werden will, versteht sich von selbst. Und das ist ja auch richtig so. Aber dennoch bleibt für den Laien die Frage, warum hat man das nicht gleich so geplant. Es scheint ja nicht so zu sein, dass man um das Feuchtbiotop nicht gewusst hat.
 
Bleibt noch eine Sache, die man im Zuge der Bauarbeiten gleich mitmachen sollte. Wer mit dem Drahtesel auf Rad- oder Wirtschaftswegen bei Dunkelheit entlang von außerörtlichen Straßen fährt, wird oft geblendet. Das gilt auch für Weitenung-Leiberstung. Insofern könnte man gleich noch einen Blendschutz installieren.