vom 13.7.2024
Schilderwald beschäftigt Sinzheimer
In der Gemeinde wimmelt es derzeit nur so von Baustellen und den damit verbundenen Umleitungen
Drei Schilder mit Hinweis zur Temporeduzierung war das Gesprächsthema in Leiberstung. Inzwischen ist eins der offiziellen Schilder abgebaut worden. Foto: Christina Nickweiler
Gesperrt: In Schiftung gibt es derzeit kein Durchkommen, umgeleitet wird der Verkehr über Leiberstung. Foto: Christina Nickweiler
Von Christina Nickweiler
Sinzheim-Leiberstung. 30, 60 oder gar 90 Kilometer pro Stunde? Diese Frage mochte sich vor rund zwei Wochen der eine oder andere Verkehrsteilnehmer gestellt haben dürfen. Denn neben einer Hinweistafel, freiwillig das Tempo zu drosseln, waren plötzlich zwei Tempo-30-Schilder aufgestellt. Zwar wurde der doppelte Hinweis auf das Tempolimit inzwischen beseitigt – es steht nun neben dem freiwilligen Tempo-30 Schild nur noch ein offizielles Schild – aber der dreifache Hinweis war tagelang Gespräch im Wendelinusdorf. „Herrlich absurd“, war beispielsweise der Wortlaut eines Besuchers bei der Ortschaftsratssitzung vor zwei Wochen.
Die Umleitung funktioniert noch nicht.
Christina di Bartolomeo
Pressesprecherin
Wie ist es zu dieser Beschilderung gekommen? Eine Anfrage beim Landratsamt Rastatt gibt Klarheit. Demnach sind die Baustellen in der Stabsgemeinde, genauer gesagt in Schiftung, und die Arbeiten rund um den Lückenschluss der B3 neu Ursache der Beschilderung. So wird seit einigen Wochen die Fahrbahndecke in der Schiftunger Waldstraße erneuert, ist diese doch durch den Schwerlastverkehr der Kieslaster aus Leiberstung stark frequentiert und hatte in den vergangenen zwei Dekaden stark gelitten.
Mit dieser Baumaßnahme sollen an neuralgischen Punkten, beispielsweise in der Schiftunger Ortsmitte beim Gasthaus Strauß, die Fahrbahn zusätzlich verengt werden, um Raser auszubremsen. Weiter sind Aufbauten und Markierungen am Fahrbahnrand geplant. Hierüber informierte Eberhard Gschwender vom Bauamt in der Mai-Sitzung des Gemeinderates. Jedenfalls ist Schiftung komplett dicht, der Verkehr wird über die Leiberstunger Leiboldstraße umgeleitet. Hier habe das Landratsamt die Beschilderung zu Tempo 30 angeordnet, teilt Vera Kramer vom Straßenverkehrsamt auf Anfrage mit.
Der zweite Grund für die Doppelbeschilderung ist den Bauarbeiten am Lückenschluss der B3 neu zwischen Sinzheim und Steinbach geschuldet. Zuständig ist das Regierungspräsidium Karlsruhe (RP) und das ordnete ebenfalls eine entsprechende Beschilderung an, da auch über Leiberstung umgeleitet wird. Zwei Baustellen, zwei unterschiedliche Zuständigkeiten, zweimal Tempo-30-Schilder – soweit zu den Gründen.
Umleitungen sind wegen der erwähnten Straßenbauarbeiten zum B3-neu-Lückenschluss derzeit das große Thema in Sinzheim. Denn die Unterführung von Sinzheim in Richtung Halberstung in der Nähe des Mehrgenerationenparks ist komplett gesperrt. So muss einmal der Radverkehr als auch der Autoverkehr in Richtung Halberstung umgeleitet werden, und zwar auf zwei separaten Umleitungsstrecken. „Die Umleitung funktioniert noch nicht. Viele Bürger rufen im Rathaus an“, berichtet Christina di Bartolomeo, Pressesprecherin der Gemeinde auf Nachfrage.
Daher wurde kurzerhand die Möglichkeit einer weiteren Umleitungsstrecke eruiert, wie di Bartolomeo mitteilt. Grundsätzlich läuft die Umleitungsstrecke zunächst über Kartung, um dann über die Wirtschaftswege nach Halberstung zu gelangen, dies gilt für die Radfahrer.
Umleitungsstrecke ist von Radlern stark frequentiert
Auf dem sogenannten grünen Planweg – eine Strecke, die zwischen Kartung und Halberstung von Einheimischen gerne als Abkürzung benutzt wird – verkehrt derzeit schon der Bus- und Autoverkehr. Allerdings, so betont die Pressesprecherin, sei äußerste Vorsicht geboten, da diese Strecke neben der ausgewiesenen Umleitung für Radler auch von Radfahrern stark frequentiert sei. Konkret heißt das, unbedingt langsam fahren und gewappnet sein, dass hinter unübersichtlichen landwirtschaftlichen Feldern mit Getreide oder hoch wachsendem Mais unerwartet Radfahrer oder Fußgänger auftauchen.
Bei der betroffenen Buslinie handelt es sich um die Verbindung 262, Leiberstung–Baden-Baden (Schweigrother Platz). Di Bartolomeo weist darauf hin, dass die Beschilderung auf jeden Fall noch optimiert werde, um Missverständnisse zu vermeiden. Die Umleitung soll bis Jahresende dauern.
Viele Bürger würden sich zudem fragen, warum die Unterführung schon jetzt gesperrt sei, obwohl die Bauarbeiten noch gar nicht begonnen hätten. „Die Vorarbeiten haben jedoch bereits tatsächlich begonnen (Rodungsarbeiten, Räumung, Einrichtung des Zwischenlagers), die Fräsarbeiten starten voraussichtlich am kommenden Montag“, heißt es auf Internetseite der Gemeinde.
Zu allem Überdruss in Sachen Straßenbaumaßnahmen werden ab Montag, 15. Juli, die Bauarbeiten des fehlenden Radwegs zwischen Halberstung und Schiftung entlang der L80 beginnen.