vom 17.6.2008

Fahrsicherheits-Schulung endet für zwei Motorradfahrer im Krankenhaus / Landratsamt bereitet Vereinbarung vor / Normenkontrollklage anhängig
"Kamikaze-Training ein Ende bereiten"

Sonntagnachmittag im Driving-Center: Ein Krankenwagen bringt einen verunglückten Motorradfahrer ins Hospital.
Sonntagnachmittag im Driving-Center: Ein Krankenwagen bringt einen verunglückten Motorradfahrer ins Hospital.

Rheinmünster (gero) - Ein Fahrsicherheitstraining kann nach einer Bodenberührung mitunter schmerzhaft verlaufen, für zwei Motorradfahrer endete es sogar im Krankenhaus. So geschehen am Samstag und Sonntag im LuK-Driving-Center des Baden-Airparks. Mario Kochendörfer, ein Aktivposten der Schiftunger Interessengemeinschaft, bekam die beiden "Abflüge" hautnah mit und dokumentierte den Abtransport eines Piloten im Sanka mit seiner Handykamera.

"An beiden Tagen herrschte ein Höllenlärm", beschreibt Kochendörfer die für die Anwohner als unerträglich empfundene Situation, "da wurde volle Pulle gefahren". Verschärft wurde die Radaukulisse durch einen für die Anrainer ungünstigen Wind.

Im BT-Gespräch sieht sich Kochendörfer nach den jüngsten Erfahrungen vom Wochenende in seiner Auffassung bestätigt: "Das hat mit Fahrsicherheit nicht das Geringste zu tun. Das sind reinrassige Rennen mit Höchstgeschwindigkeit und Höchstdrehzahlen. Dementsprechend war auch der Lärm."

Kochendörfer, selbst ein passionierter Motorradfahrer, glaubt auch die Ursache für die beiden Unfälle am Wochenende zu kennen: "Den Motorradfahrern wird der höchste Sicherheitsstandard vorgegaukelt, aber die Gesetze der Fahrphysik und die Realität lassen sich nicht aushebeln." Aufgrund der jüngsten Ereignisse sehe die Interessengemeinschaft gegen das Fahrsicherheitszentrum die Behörden gefordert, "um diesem Kamikaze-Training ein Ende zu bereiten"; schließlich gehe es um "Menschen und um deren Gesundheit".

Der DRK-Kreisverband Bühl/Achern bestätigte auf Anfrage zwei Einsätze im Fahrsicherheitszentrum. Die am Samstag und Sonntag gestürzten Kradfahrer seien in die Stadtklinik Baden-Baden beziehungsweise ins Bühler Krankenhaus eingeliefert worden. Über die Schwere der Verletzungen gab es keine Angaben.

Rüdiger Franke, Sprecher der Betreibergesellschaft, berichtete nach Rücksprache mit den Verantwortlichen vor Ort von einer "problemlosen Veranstaltung". Möglicherweise habe ein ungünstiger Wind zur Lärmbelästigung der Schiftunger beigetragen. Zu den beiden Unfällen wollte er sich nicht näher äußern. Nur soviel ließ er raus: Die Verletzungen sollen nicht schwerwiegend sein.

Nach BT-Informationen wird im Rastatter Landratsamt derzeit eine Vereinbarung vorbereitet, in der die Betriebsabläufe im Driving-Center fixiert und von der Kreisbehörde, vom Fahrsicherheitszentrum Baden-Airpark GmbH & Co. KG sowie vom Zweckverband Regionalflughafen mit Gewerbepark paraphiert werden sollen.

Dessen ungeachtet ist beim Verwaltungsgerichtshof Mannheim eine Normenkontrollklage gegen den Bebauungsplan des Zweckverbands anhängig, auf dessen Grundlage die Realisierung des Trainingsparcours erst möglich wurde. Der Karlsruher Anwalt der Interessengemeinschaft, Dr. Hansjörg Melchinger, rechnet mit einer Entscheidung frühestens im Spätjahr, zumal das Verfahren "nicht beschleunigt" betrieben werde. Bestenfalls erwartet der Jurist Betriebseinschränkungen an Wochenenden und Feiertagen.

Das Bebauungsplanverfahren hatte seinerzeit der Zweckverband eingeleitet. Bei der Offenlage waren keinerlei Widersprüche eingegangen. Nach einer weiteren Prüfung durch das Regierungspräsidium erteilte das Landratsamt schließlich die Genehmigung. "Wir hatten keinen anderen Ermessensspielraum", betonte der Erste Landesbeamte Dr. Jörg Peter bei einer öffentlichen Informationsveranstaltung am 24. April im Fahrsicherheitszentrum. Landrat Jürgen Bäuerle zeigte sich an jenem Abend zuversichtlich, "dass wir einen modus vivendi finden".