vom 12.7.2012

Anspruchsvolle Prüfungen haben Ein-, Zwei- und Vierspänner in Leiberstung zu bewältigen.
Anspruchsvolle Prüfungen haben Ein-, Zwei- und Vierspänner in Leiberstung zu bewältigen. Foto: Fauth-Schlag

Gespannfahrer zeigen großes Können
Turnier in Leiberstung / Rolf Guthmann gewinnt Hindernisfahren der Vierspänner

Von Peter Fauth-Schlag

Sinzheim - Wer die "Formel1 der Pferdekutschen-Pilotage" nicht kennt, war kürzlich vermutlich nicht beim sehenswerten Turnier der Gespannfahrer auf dem Leiberstunger Vereinsgelände des 70 Mitglieder zählenden Reit- und Fahrvereins St. Wendelin Sinzheim. Rund 50 Gespanne aus ganz Baden-Württemberg und dem Elsass nahmen an den sehr anspruchsvollen Prüfungen im Dressur- und Hindernisfahren teil.

Über "starke Nennungen", freute sich der Vorsitzende Alexander Panther und meinte, dass "wir zum Aufbau mehr Helfer gehabt haben als Arbeit da war. Das war sehr schön".

Die Lizenzfahrer fanden denn auch beste Bedingungen vor. "Ein perfekter englischer Rasen, kein Kraut- und Rübenplatz. Den haben wir dieses Jahr auf den Punkt genau gut hingebracht", hieß es. Auch diverse Regengüsse konnten das Gelände nicht aufweichen. So konnten sich Fahrerinnen und Fahrer der Ein- und Zweispänner sowie, erst zum zweiten Mal in Leiberstung, der Königsdisziplin Vierspänner - eben jener eingangs erwähnten "Formel 1" dieses Sports - nach dem Warmlaufen rund um den Parcours und einem formvollendeten "Kutschergruß in vollem Ornat" in Richtung Preisgericht voll auf das Zusammenspiel zwischen Pferd, Kutsche und Fahrer konzentrieren.

Das wurde in der Disziplin Dressur neben adretter Kleiderordnung wie Hüte, Bockschürzen, Handschuhe und optischer Gesamterscheinung der Gespanne genauso streng bewertet wie die Einwirkung der "Kutscher" auf die Pferde und wie diese die Befehle umsetzten, zum Beispiel beim korrekten Fahren vorgegebener Hufschlagfiguren. Beim Hindernisfahren wurde es noch komplizierter: Richter Rolf Saar vermaß den ganzen Parcours exakt, dann wurden darauf 15 Hüte verteilt, die die Gespanne mit einer Mindestgeschwindigkeit von 230 Metern pro Minute geschickt ohne Touchieren oder gar Umschmeißen umkurven mussten. Ein Parcoursdienst passte die Kegelabstände vor jedem einzelnen Kutschenstart auf die jeweilige Spurbreite des Gefährts ein.

Die Fahrerinnen und Fahrer bekamen zuvor Gelegenheit, den Parcours abzuschreiten, um sich dessen Verlauf genau einzuprägen. Es war immer wieder spannend, zu sehen, mit welch zentimetergenauer Exaktheit und teilweise tollkühnem Tempo die Fuhrwerke um die Hindernisse herum dirigiert wurden. Und bei der "Formel 1" der Vierspänner am Sonntag schließlich waren Spannung und Augenschmaus pur auf hohem Niveau geboten. Kaum vorstellbar für einen Laien, wieviel Geduld, Fingerspitzengefühl, Einfühlungsvermögen und wieviel tägliches Training der "Kutscher" und seine Pferde absolvieren müssen, um die starke Meute vorne an den Leinen genau das machen zu lassen, was der Meister auf dem hohen Bock verlangt - eine sprichwörtlich hohe Kunst.

Die ersten drei Plätze bei der Einspänner-Dressur belegten Rudolf Haas (RV PF Oberbruch), Sascha Scheidecker (PSF Hürsterhof) und Jennifer Weitbrecht (RV Jettingen), bei der Dressur Zweispänner gewann Fritz Maier (RFV Nehrener Mühle), gefolgt von Rudolf Haas, den dritten Platz teilten sich Sven Genkinger (RA TSV Altensteig) und Andrea Blos (PSF Hürsterhof). Beim Hindernisfahren der Einspänner siegten Rolf Guthmann (Frankreich), Monika Fleig (PF Meißenheim) und Jennifer Weitbrecht, bei den Zweispännern Sabine Hoppen (RV Kehl-Sundheim), Wolfgang Hörer (RFV Markgröningen-Möglingen) und Susanne Habel-Veit (RFV Frankenhardt). Das Hindernisfahren mit Siegerrunde der Vierspänner gewannen Rolf Guthmann (Frankreich), Susanne Habel-Veit (RFV Frankenhardt) und Berthold Kittel (RFV Ammerbuch), bei der Dressur siegten Thomas Großmann (TG Waldeckhof Wagshurst), Alwin Kunz (RFV Rot an der Rot) und Susanne Habel-Veit.