vom 29.10.2012

Die Bewohner der Außenwohngruppe Leiberstung feierten das 25-jährige Bestehen der Einrichtung.
Die Bewohner der Außenwohngruppe Leiberstung feierten das 25-jährige Bestehen der Einrichtung.  Foto: Fauth-Schlag
 
25 Jahre Leben in der Dorfgemeinschaft
Außenwohngruppe Leiberstung feiert Jubiläum / Ortsvorsteher bestätigt funktionierendes Miteinander
 
Von Peter Fauth-Schlag
Sinzheim - Mit einem Sektempfang und einem rauschenden Fest in der Wendelinushalle hat die Außenwohngruppe (AWG) Leiberstung der Werkstätten der Lebenshilfe (WDL) am Samstag ihr 25-jähriges Bestehen gefeiert.
 
Die zahlreich erschienen Gäste wurden musikalisch von der Singgruppe der AWG, am Klavier begleitet von Erwin Droll, sowie von den Bewohnern Ingrid, Patrick und Carsten begrüßt. Seine Festrede stellte der Gruppenleiter des Bereichs Wohnen, Andreas Hemlein, unter das Motto: "Gottes Segen und ein gelebter Glauben sind für uns Unterstützung und Richtschnur für unser ganzes Leben." Dazu gehöre allerdings auch die "handfeste finanzielle Unterstützung der Kommunen" in Form eines mit den Leistungsträgern immer wieder neu zu verhandelnden Pflegesatzes.
 
Es gelte, die Ziele zur Verbesserung der Lebensumstände für die Behinderten mit Mut zu innovativen Ideen weiter zu verfolgen, sagte Hemlein. Vor 25 Jahren sei es noch kaum vorstellbar gewesen, dass mitten im Dorf vier Reihenhäuser von Menschen mit Behinderungen bezogen werden, erinnerte Hemlein an die Anfänge der AWG in Leiberstung. Bewohner und Einheimische träfen sich beim Einkaufen, in der Kirche, bei Dorffesten und beim Stammtisch im "Pflug" - und fühlen sich bis heute wohl in diesem Miteinander.
 
Seit 2009 die UN-Behindertenrechtskonvention ratifiziert wurde, spreche man nicht mehr von "Integration", sondern von "Inklusion". Diese Begriffsänderung vermittle ein Menschenbild, das alle Menschen, egal welcher Kultur, welcher Religion, welchen Geschlechts oder welcher Hautfarbe, egal ob behindert oder nicht, auf die gleiche Ebene stelle. Inklusion meine das "aufeinander Zugehen" aller Menschen, bedeute, dass jeder in seiner Individualität akzeptiert werde und somit die Möglichkeit habe, in vollem Umfang an der Gesellschaft teilzuhaben. Das sei in Leiberstung der Fall: Die Bewohner der AWG gestalteten das Dorfgeschehen aktiv mit, ihre Behinderung sei Nebensache.
 
Ortsvorsteher Alexander Naber bestätigte, dass das Miteinander im Dorf hervorragend funktioniere und die AWG ein wichtiger Teil der Gemeinde geworden sei. Er zitierte Diogenes, der gesagt habe, Zuhause sei da, wo man sich wohlfühle. In Leiberstung fühlten sich alle wohl miteinander.
 
Unter der Leitung von Andrea Moser und Maria Vogel zogen die seit 20 Jahren aktiven "MODI-Tänzer" als farbenprächtiger, chinesischer Riesendrache in den Saal und demonstrierten auf der Bühne ihr großes choreographisches Geschick.
 
Sein außergewöhnliches Talent am Keyboard bewies, begleitet von seinem Klavierlehrer Günther Siegwarth, der AWG-Bewohner Alexander Müller. "So viele Volkslieder wie Alexander kann keiner hier, er überrascht selbst mich immer wieder", sagte Siegwarth über seinen Schüler.
 
Norbert und Ursula Merz, die beide vor 25 Jahren in die AWG einzogen und heute selbstständig außerhalb wohnen, berichteten von ihrem Weg in diese Selbstständigkeit. Den finalen Höhepunkt schließlich setzte ein Konzert der Akkordeongruppe des Harmonika-Spielrings Baden-Baden-Lichtental, während Gäste und Bewohner das Fest bei einem zünftigen Abendessen ausklingen ließen.