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Vom 27.1.2018
 
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Ausbau der L80 stößt auf Unverständnis
Regierungspräsidium stellt Pläne für Straßensanierung westlich Leiberstungs vor / Kein Radweg vorgesehen
 
Von Christa Hoffmann
Sinzheim - Selten dürfte Vertretern des Regierungspräsidiums (RP) bei der Vorstellung von Ausbauplänen für eine Landesstraße so viel Unmut und Unverständnis entgegengebracht worden sein wie jenen drei RP-Vertretern, die in der jüngsten Gemeinderatssitzung in Sinzheim über die L80 bei Leiberstung sprachen.
 
Aber zunächst die Fakten: Das Land will die L80 westlich von Leiberstung ab dem Sulzbach bis zur L85, auf der es weiter nach Rheinstetten oder über Hildmannsfeld Richtung Vimbuch geht, in den nächsten zehn Jahren "an die Richtlinien für die Anlage von Landesstraßen" anpassen und verbreitern.
 
Das bezieht sich vor allem auf den Querschnitt und die Trasse. Zudem ist der Neubau von zwei Brückenbauwerken notwendig, da sie nicht mehr tragfähig sind: über den Scheidgraben und über den Laufbach, wobei die Laufbachbrücke unter Denkmalschutz steht. Ein Abriss sei bereits abgelehnt worden, sagte Projektplanerin Johanna Trauth in der Sitzung. Hinzu komme, dass die Laufbachbrücke einem 100-jährlichen Hochwasser - ein Hochwasser, das statistisch gesehen alle 100 Jahre vorkommt - nicht mehr standhalten würde. Deshalb werde es für die Laufbachbrücke einen Ersatzneubau geben, vermutlich nördlich der heutigen Lage auf der neuen, begradigten Trasse. Während der voraussichtlichen Bauzeit von ein bis eineinhalb Jahren gibt es eine Vollsperrung der Strecke. Kosten: rund drei Millionen Euro.
 
Die vorgesehene "Vorzugsvariante" solle nah am Bestand vom westlichen Ortsende bis zur L85 und damit mit einer nur geringen Neuversiegelung realisiert werden, so Trauth. Auf der neun Meter breiten Straße würden auch die Radfahrer fahren. Keine Chance sah sie für Radwege entlang der Strecke. An der Einmündung sei ein "kleiner Kreisverkehr" vorgesehen. Die Voruntersuchungen seien abgeschlossen, das Gebiet kampfmittelfrei. Nun stehen noch die Artenschutzuntersuchungen, der landschaftspflegerische Begleitplan einschließlich Bodenuntersuchungen unter anderem auf PFC bis Mitte 2019 bevor. Danach folge das Planfeststellungsverfahren.
 
Die Begradigung der Strecke fand Bürgermeister Erik Ernst gut, erkundigte sich aber, ob die Denkmalbrücke dann "einsam auf der Strecke" stehenbliebe? Dem sei so, hieß es vonseiten der Vertreter des Regierungspräsidiums. Eine Sanierung der L80, die durch den Ort führt, sei nicht vorgesehen, beantwortete er eine weitere Frage des Gemeindeoberhauptes. Das konnte Leiberstungs Ortsvorsteher Josef Rees kaum fassen, da die Ortsdurchfahrt zahllose Schlaglöcher aufweise und dringend sanierungsbedürftig sei. Zudem könne er nicht verstehen, dass die L80 auf dem geplanten Stück zu einer "Rennstrecke" begradigt und verbreitert werde, damit noch schneller gefahren werden könne. "Die Straße wäre uns noch lange gut gewesen." Nun seien noch mehr Unfälle zu erwarten. Über den Kreisverkehr sei man froh, aber die Strecke ohne Radwege auszubauen, sei völlig unverständlich, so Rees. Die Straße falle in die Kategorie vier, und auf dieser sei "gemeinsamer Verkehr" vorgesehen, antwortete Axel Speer, Referatsleiter Straßenplanung im RP.
 
Ratsmitglied Johannes Hurst (fraktionslos) fand die Pläne "absolut unnötig". Der Straßenbelag sei weitgehend "top". Auch Gabriel Schlindwein (CDU) konnte das Vorhaben nicht nachvollziehen. Ob die Brücke über den Muhrgraben auch erneuert werde (Frage von Kurt Rohner, FDP), blieb unklar. Kritisch sah Simon Huck die für die Begradigung geplante Rodung von Waldflächen. "Grundsätzlich positiv" bewertete der Bürgermeister das Vorhaben, die Brückenoptimierung sei nachvollziehbar.