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Vom 28.6.2019
 
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Beringung in zehn Meter Höhe
Freiwillige Feuerwehr hilft in Leiberstung mit / Storcheneltern in Habacht-Stellung / Drei Jungen im Nest
 
Von Anne-Rose Gangl
Sinzheim - Noch sitzen Mutter Storch und Vater Storch wachsam in ihrem Nest auf dem Mast hinter der Wendelinushalle im Sinzheimer Ortsteil Leiberstung und beobachten, was sich rund zehn Meter unter ihnen tut. Ob sie ihre drei Jungen auf die Beringung vorbereiten? Denn als Martin Binz von der Freiwilligen Feuerwehr Sinzheim den Motor seines Fahrzeugs anwirft und die Drehleiter zum Einsteigen ausfährt, fliegen die Storcheneltern zwar weg, behalten ihre Jungen aber aus der Ferne im Auge.
 
"Die Störche in Leiberstung liegen mir sehr am Herzen", sagt Heike Seywald, die früher in Leiberstung wohnte, die Nachfolge in der Storchenbetreuung vom früheren Leiberstunger Ortsvorsteher Paul Frietsch übernahm und seither von Oberbruch aus immer wieder nach den Störchen in Leiberstung schaut. Die Winterfütterung übernimmt seit ihrem Wegzug Cornelia Bilger, die sich die Beringung der Jungstörche nicht entgehen ließ und zur Feier des Tages schon den Sekt kühl gestellt hat.
 
Seit 1985 fühlt sich Vater Storch in Leiberstung wohl, denn damals hatte Paul Frietsch ein zweijähriges Storchenpärchen aus einer Zucht geholt. Als die junge Storchenmutter damals nach drei Jahren an einem Strommast hängen blieb und starb, suchte sich der Storchenmann im Jahr darauf eine neue Frau, die der Kennzeichnung auf dem Ring nach aus Kenzingen stammt. So leben Storchenvater und -mutter seit über 30 Jahren glücklich in Leiberstung und haben der kleinen Gemeinde bereits fast 100 Storchenkinder geschenkt. 36 Jahre sei für den Adebar schon ein stolzes Alter, "denn das Durchschnittsalter für einen Storch ist 33 Jahre", bemerkt Heike Seywald. Das Leiberstunger Storchenpaar ist eines der wenigen in der Region, das über den Winter bleibt und gefüttert wird.
 
In diesem Jahr hat es drei Jungen in seinem Nest, das die Storchenbetreuerin zusammen mit der Feuerwehr am 23.März gesäubert hat. Am 7. April fing die Brutzeit an, und am 8. Mai haben die Storcheneltern mit der Fütterung begonnen, berichtet Seywald, die nun einmal mehr ihre Höhenangst aus Liebe zu den gefiederten Adebaren überwinden muss und mit dem Drehleiterkorb zum Nest gefahren wird. Die drei Jungen liegen regungslos im Nest und lassen die Beringung ohne Widerstand über sich ergehen. "In diesem Jahr wird der Ring oberhalb des Sprunggelenks oben rechts angebracht", so Heike Seywald, die ganz vorsichtig den laserbeschichteten Kunststoffring um das Beinchen legt und mit einer Zange festdrückt. Nach wenigen Minuten sind alle drei Jungstörche gekennzeichnet und die Fahrt nach unten auf festen Boden beginnt.
 
Während Mutter und Vater Storch sich langsam wieder dem Nest nähern, berichtet Heike Seywald von einem zweiten Storchenpaar, das sich im vergangenen Jahr in Leiberstung seine Heimat baute. "Aber in diesem Jahr hatten sie Pech mit dem kaltnassen Wetter im Mai, denn ihre beiden Jungen sind an einer Lungenentzündung gestorben", erzählt Seywald. Währenddessen beschnuppert Mutter Storch im Nest in zehn Meter Höhe liebevoll ihren gekennzeichneten Nachwuchs.