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vom 12.6.2021
 
Storchenmutter kontrolliert aus sicherer Entfernung
Zwei problemlose Beringungen von jungen Adebaren in Leiberstung / Steinbacher Jungstörche gestorben
 
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Elke Henschel (rechts) und Heike Seywald am Werk: Etwas ängstlich, verstrubbelt, aber gesund ist einer der beiden Jungstörche neben dem Leiberstunger Rathaus. Fotos: Nickweiler
 
Von Christina Nickweiler
Sinzheim/Baden-Baden – Etwas verdutzt schaut einer der beiden wenige Wochen alten Störche aus dem Nest beim Rathaus in Leiberstung. Leicht verstrubbelt wirkt sein Federkleid aus Flaum. Gerade hat er und sein gefiedertes Geschwisterchen einen Ring um das kleine Storchenbein angeheftet bekommen.
 
„Beide gesund“, lautet das Urteil von Elke Henschel, Storchenbetreuerin im südlichen Landkreis, und Heike Seywald über den ersten Eindruck der beiden Jungstörche. Heike Seywald betreut die Jungstörche im Wendelinusdorf schon einige Jahre. Jede Auffälligkeit rund um die in Leiberstung residierenden Störche dokumentiert sie in ihr „Storchenheft“: Reinigung des Nests, Ankunft der Störche meistens im März, Nachwuchsaktivitäten, Beringung und Abflug. Zunächst notierte sie nur die Vorkommnisse von den Störchen, die direkt neben der Wendelinushalle nisten. Doch seit 2018 hat sich während der wärmeren Jahreszeit beim Rathaus ein weiteres Storchenpaar niedergelassen.
 
Daher muss Heike Seywald sich an diesem Tag zweimal im Korb der Feuerwehrdrehleiter auf mehr als 15 Meter hochhieven lassen. Während bei dem ersten Storchennest in der Ortsmitte kein Großstorch zu entdecken ist, kreist beim zweiten Nest am Ortsrand die Storchenmutter in sicherer Entfernung um das Storchenheim.
 
So geht an diesem Tag auch die zweite Beringung problemlos vonstatten. Nach rund zehn Minuten stehen Elke Henschel und Heike Seywald wieder wohlbehalten auf festem Untergrund. Mit dabei ist auch der in der Region gut bekannte Storchenkenner, Josef Günther. Er erzählt, dass es in einigen Orten mittlerweile viele Storchenpaare gebe.
 
Heike Seywald kennt die Storchendame bei der Wendelinushalle schon seit Jahren. Sie weiß, dass sie mittlerweile schon 33 Jahre alt ist und seit sie ein gewisses Alter hat, über den Winter immer hier in der Nähe des Ortes bleibt. „Sie ist sehr zutraulich“, erzählt Heike Seywald einige lustige Episoden von dem Adebar.
 
So sucht sich die 33-jährige Störchin regelmäßig, nachdem ihr Brutpartner in Richtung Süden geflogen ist, einen Ersatzpartner für den Winter. „Im letzten Winter war das ein Steinbacher Storch“, erzählt sie.
 
Apropos Steinbacher Störche „Die drei Jungstörche aus der Sommerstraße sind inzwischen alle tot“, berichtet Elke Henschel über die neuesten Entwicklungen aus den Nachbargemeinden. Weniger die Kälte mache den Jungstörchen zu schaffen, als das Wasser, das sich durch Plastik im Nest staue. „Meistens sterben die Jungstörche an Lungenentzündung“, sagt sie.
 
Inzwischen ist der Alt-Storch wieder im Nest bei seinen beiden Jungen gelandet. Sobald die jungen Adebare fliegen können, verrät das kleine blaue Band jedem, der sie sichtet, dass sie im Mai 2021 in Leiberstung geboren wurden.
 
Am Rande der Storchenberingung zeigte sich auch der Leiberstunger Ortsvorsteher Josef Rees ganz begeistert – nicht nur von den Störchen: Er ließ sich von der Technik des neuesten Drehleiterwagens der Sinzheimer Feuerwehr begeistern. Zunächst hatte er sich mit Feuerwehrmann Bernd Schlack über die Hightech-Raffinessen an dem schweren Gerät ausgetauscht. Dann folgte sogar der praktische Teil in Form eines Ausflugs im Korb am Ende der Drehleiter. „Eine tolle Aussicht“, schwärmte Rees, nachdem er fast senkrecht, rund 25 Meter über dem Boden geschwebt und wieder auf dem Boden angekommen war.
 
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Auch für Ortsvorsteher Josef Rees (links) geht es nach oben. Feuerwehrmann Bernd Schlack führt ihn in die Technik ein.