vom 18.7.2008

Jury des Wettbewerbs "Unser Dorf hat Zukunft" zu Gast in Greffern, Leiberstung und Balzhofen / Kamerateam begleitet Juroren
Engagement wiegt mehr als Blumenschmuck

Bühl/Rheinmünster/Sinzheim (yd) - Viel Zeit bleibt den Ortsvorstehern nicht, um die Vorzüge ihrer Gemeinde anzupreisen: Nur eine Stunde lang weilt die Jury des Wettbewerbs "Unser Dorf hat Zukunft" in den Orten, dann reist sie weiter - zum nächsten Rathaus, zur nächsten Präsentation. Wer Eindruck hinterlassen will, muss sich etwas einfallen lassen. Die Gemeinden Greffern, Leiberstung und Balzhofen haben das getan: Dort waren die elf Juroren der Bewertungskommission des Landkreises am Mittwoch Nachmittag zu Gast.

Ortsvorsteher Otmar Ziegler erwartet die Jury schon ungeduldig. Eine Powerpoint-Präsentation, wie eigentlich in den Vorgaben des Wettbewerbs gefordert, haben die Grefferner nicht erstellt: "Wir haben stattdessen ein Faltblatt drucken lassen", sagt der Ortsvorsteher und verteilt eifrig die bunten Info-Broschüren. Ziegler führt die Jury, die sich aus fünf Kreisräten, einer Vertreterin der Landfrauenvereinigung, zwei Fachberatern für Obst- und Gartenbau sowie Abgesandten der Kreisgärtnerschaft und des Kreis-Obst- und Gartenbauverbands zusammensetzt, allein durchs Dorf. Überall dabei ist auch ein Kamerateam, das eine DVD zum Wettbewerb erstellen soll.

An prägnanten Stellen warten Grefferner Bürger auf die Kommission. Sie erzählen von der Pflege von Grünflächen oder des Soldatenfriedhofs. Die Jury achtet nämlich nicht nur auf hübschen Blumenschmuck oder schöne Vorgärten - auch das Engagement der Einwohnerschaft, das soziale Miteinander, Umweltschutzmaßnahmen oder wirtschaftliche Initiativen werden bewertet. Vor allem was die Leistung der Bürger betrifft, präsentiert sich Greffern gut: Ob nun Alois Hobmeier davon berichtet, wie er das Wegkreuz am Ortseingang geschnitzt hat oder ob August Schlörb den Juroren die Fahnen am Schiffermast erklärt - den Bürgern liegt viel an ihrem Dorf, das merkt auch die Jury.


"Mediterranes Flair": Alexander Naber (Zweiter von links), Ortsvorsteher von Leiberstung, zeigt der Jury besonders schöne Vorgärten in seiner Gemeinde.

Nach einer Stunde geht es weiter nach Leiberstung. Im Bus füllen manche der Juroren bereits die Bewertungsbögen ausgefüllt. Über die Schulter lassen sie sich dabei nur ungern schauen.

In dem Sinzheimer Ortsteil angekommen, können die Kommissionsmitglieder sich ein wenig ausruhen. Ortsvorsteher Alexander Naber empfängt sie im Bürgersaal und präsentiert seine Gemeinde. Ein paar Bürger sind auch dabei. Beim anschließenden Rundgang wird Naber nicht müde, "sein" Leiberstung anzupreisen. Er habe die Einwohner vorher absichtlich nicht auf den Besuch der Jury hingewiesen: "Unser Dorf ist immer schön, da muss man nicht extra vorher das Fenstersims schrubben", sagt er lachend. "Regelrechte Parks" habe mancher Leiberstunger auf seinem Grundstück angelegt, schade, dass man die nicht besichtigen könne. Und dem "mediterranen Flair", das mancher Vorgarten versprühe, könne man sich nur schwer entziehen, meint der Ortsvorsteher. Auch auf die Fragen der Jury weiß er Antworten: "Woher kommt eigentlich die Endung '-ung'?", will einer wissen. "Aus dem Flämischen", antwortet Naber. Nach einer kurzen Stippvisite auf dem Schulhof geht es weiter nach Balzhofen.


In Balzhofen unterhält der "Legoland"-Chor des Neubaugebiets die Mitglieder der Bewertungskommission. Fotos: Y.Deck

In den Räumen der KJG hat der Bühler Stadtteil für die Kommission ein kleines Programm zusammengestellt: Der Chor des "Legolands" (so nennt man in Balzhofen scherzhaft das Neubaugebiet) singt ein Lied, Vereinsvorstände und "Neubürger" berichten von den Aktivitäten im Ort, es werden Fotos gezeigt - und die Katholische Frauengemeinschaft wartet mit Häppchen und eisgekühlter Bowle auf. In ihrer Bewertung wird die Jury Balzhofen später gerade für das Integrations-Konzept von Neubürgern loben.

Jörg Peter, der Kommissionsvorsitzende, wischt sich nach der Rundfahrt durch Balzhofen den Schweiß von der Stirn: "Die Entscheidung wird hart."

 

 

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Drei Dörfer teilen sich Platz eins

Bühl/Sinzheim/Rastatt (red) - Gleich drei Sieger wurden bei der diesjährigen Wettbewerbsrunde des Landeswettbewerbs "Unser Dorf hat Zukunft" in der Wettbewerbsgruppe "Rheinebene" ermittelt. Einstimmig setzte die Bewertungskommission Balzhofen, Wintersdorf und Leiberstung auf das Siegertreppchen. Als Erstplatzierte erhalten die drei Gemeinden jeweils eine Prämie von 500 Euro. Auf Platz zwei konnte sich die Gemeinde Au am Rhein positionieren und erhält 300 Euro. Den dritten Platz erkämpften gemeinsam Ottersdorf und Steinmauern, verbunden mit einem Preisgeld von 200 Euro. Einen Sonderpreis errang Greffern. Die Gemeinde wird mit 100 Euro belohnt.

Wie der Vorsitzende der Bewertungskommission, der Erste Landesbeamte Dr. Jörg Peter, betonte, zeichneten sich alle teilnehmenden Gemeinden durch eine schöne Ortsgestaltung und bemerkenswerte soziale Aktivitäten aus.

Für Balzhofen habe man sich entschieden, weil der Ort erfreulicherweise noch über eine Grundversorgung, ein Angebot an Bauplätzen im innerdörflichen Bereich und eine gelungene Konzeption für die Integration von Neubürgern verfüge.

An Leiberstung gefiel den Juroren das große Engagement des Ortschaftrats, der vielfältige Aktivitäten umsetzen helfe. Die Gemeinde praktiziere den Schutz von Wasser und Natur auf beste Art und Weise.

Der Gemeinde Greffern sprach man einen Sonderpreis für das bemerkenswerte Engagement einzelner Bürger zu. Wie das Landratsamt mitteilt, werden im Herbst die Urkunden und Geldpreise übergeben und die erstellte DVD präsentiert.