vom 4.10.2002
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Verkehrsministerium lehnt Tempo 40 in der Leiboldstraße ab
Für Geschwindigkeitsreduzierung ist zu wenig los auf der Straße
 
Leiberstunger Initiative war kein Erfolg beschieden / Ortsvorsteher Alexander Naber hofft jetzt auf Lösungen auf freiwilliger Basis
 
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UBER DIE VERKEHRSVERHÄLTNISSE IN DER LEIBOLDSTRASSE gehen die Meinungen auseinander. Während man in Leiberstung eine Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit wünscht, sieht das Verkehrsministerium in Stuttgart dafür keinen Anlass. Foto: Bernhard Margull
 
Sinzheim-Leiberstung (red). Das Stuttgarter Verkehrsministerium lehnt eine Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit in der Leiberstunger Leiboldstraße, der Landesstraße 80, auf 40 Stundenkilometer ab. Das Verkehrsaufkommen lasse eine solche Anordnung nicht zu.

Seit Jahren gibt es Bestrebungen in Leiberstung, dem Verkehr auf der durch den Ort führenden Landesstraße den Zahn zu ziehen. Mitte der 90er Jahren wurde eine Tempo-30-Zone gewünscht. Damals hatte die Grundschule ihren Ausgang noch direkt zur Straße hin - neben der Pflugkreuzung, dem Kurvenknick bei Kirche und Rathaus und dem zunehmenden Schwerlastverkehr war das das größte Problem. Tempo 30 in den gefährlichen Bereichen sollte die Sicherheit von Schulkindern und älteren Leuten erhöhen. Entsprechende Anträge fanden keine Zustimmung bei den Verkehrsbehörden, da es sich bei der Leiboldstraße um eine Landesstraße handelte. Ebenso ohne Wirkung, da nicht genehmigt. blieben verschiedene Modelle bis hin zu baulichen Veränderungen. Jetzt wandte sich Ortsvorsteher Alexander Naber direkt an das Verkehrsministerium in Stuttgart. In einem ausführlichen Schreiben legte er dem zuständigen Ministerialrat Dietmar Enkel die Situation dar. Der Schwerlastverkehr zwischen Kieswerk und den Routen nach Süden und die Pflugkreuzung seien Gefahrenpunkte, die ausgeräumt werden sollten. Es gebe Beispiele im Landkreis, dass Höchstgeschwindigkeiten von 40 und 30 Stundenkilometern auf Teilstücken von Landes- oder gar Bundesstraßen zugelassen worden seien. So sei in der Sinzheimer "Sternen"-Kurve vor Jahren Tempo 40 angeordnet worden, in Oos "auf einem nicht geringen Teilstück" Tempo 30.

Naber hat zwar mit einer Ablehnung aus Stuttgart gerechnet, aber doch gehofft, ,,dass unser Kompromiss Zustimmung finden könnte". Auf Vorschlag der Ortsverwaltung hatten sich die Mitglieder des Ortschaftsrates für eine Höchstgeschwindigkeit von 40 Stundenkilometern innerhalb der Ortsdurchfahrt stark gemacht. Dieser Kompromiss wurde dem Verkehrsministerium vorgelegt. In Telefonaten mit den zuständigen Stellen hatte Naber die Problematik für den Dorfkern nochmals erläutert. Es seien durch die Belastung schon Schäden an Häusern und Straße zu verzeichnen. Durch die Verdoppelung der Bevölkerung in den vergangenen Jahrzehnten hatte sich auch die Zahl von Fußgängern und Radfahrern erhöht.

Doch für Tempo 40 fahren in Leiberstung nach Ansicht des Ministeriums zu wenig Autos. Nach Verkehrszählungen passieren im Schnitt 1.994 Fahrzeuge täglich die L 80, davon 119 Güterfahrzeuge. Diese Zahl läge deutlich unter dem Landesdurchschnitt, welcher bei 4.700 Fahrzeugen täglich - darunter 350 Güterfahrzeuge liege.

Der Zustand der Straße und die Länge der Ortsdurchfahrt von etwa 1,5 Kilometer seien weitere Argumente gegen Tempo 40: "Es handelt sich hier um eine zwar sehr lange, aber ansonsten ganz normale Ortsdurchfahrt, wie sie hundertfach im Land auftritt", heißt es in dem Schreiben aus Stuttgart.

Die von Naber angeführten Beispiele von Geschwindigkeitsreduzierungen in anderen Gemeinden will das Ministerium als Vergleich nicht heranziehen, da diese in ihrer Richtigkeit überprüft werden müssten, so das Schreiben aus dem Verkehrsministerium.

Naber will die Angelegenheit jedoch noch nicht ganz auf sich beruhen lassen. "Wenn wir keine Anordnung bekommen, dann wollen wir zumindest den Weg der Freiwilligkeit versuchen zu geben", so der Ortsvorsteher. Erste Ansätze wurden bereits unternommen. Bereits im vergangenen Jahr wurde mit dem Kieswerksbetreiber eine Absprache getroffen, dass die täglichen Pendelverkehre zwischen Leiberstung und Greffern ihre Geschwindigkeit freiwillig drosseln. "Dies hatte auch prima geklappt, nur wechseln eben ab und an auch die Fahrer - nicht jeder denkt immer gleich daran den Fuß vom Gas zu nehmen", so die Aussage aus dem Leiberstunger Rathaus. Auf den übrigen Schwerlastverkehr habe man zudem keinen Einfluss. Außerdem habe sich in den vergangenen Monaten bei Geschwindigkeitskontrollen gezeigt, dass es fast ausschließlich Pkw sind, die schneller als die Polizei erlaubt unterwegs sind.

In den nächsten Sitzungen des Ortschaftsrates wird nun das Thema nochmals zu Sprache kommen und nach weiteren Möglichkeiten gesucht werden, so Naber.