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vom 21.9.2002
 
Sinzheimer Student jobbte in den Ferien zehn Wochen lang bei der Post
Bezahlter Frühsport auf gelbem Drahtesel

VON BT-REDAKTIONSMITGI.IED RALF JOACHIM KRAFT
Sinzheim - Als im Sommer die Berufstätigen wieder einmal die Reiselust packte, schlug die Stunde der Jobber: Schüler und Studenten traten an, um die "alten Hasen" möglichst würdig zu vertreten. Einer von ihnen ist der Student Daniel Teurezbacher aus Sinzheim(-Leiberstung) (Anm. Webmaster). Er ersetzte zehn Wochen lang einen Stammzusteller bei der Deutschen Post.
 
"Am Ferienjob führt für mich kein Weg vorbei. Ich finanziere mit dem Geld zum Teil mein Studium und möchte mir ein Auto kaufen", berichtet der 23-Jährige, der an der Pädagogischen Hochschule in Karlsruhe Chemie und Englisch studieren und zuvor sechs Semester an der TH für Chemie eingeschrieben war. Realschullehrer möchte er werden - "allerdings dauert es bis dahin wohl noch eine Weile", sagt er.

Seit 1999 arbeitet Teurezbacher immer wieder mal als befristete Aushilfe bei der Deutschen Post. Damals hatte der frisch gebackene Aushilfs-Postler einen einwöchigen CrashKurs bei einem erfahrenen Stammzusteller absolviert, ohne den er gerade in den ersten Tagen "ganz schön aufgeschmissen" gewesen wäre. "Mittlerweile werde ich hin und wieder auch am Wochenende angerufen, wenn gerade Not am Mann ist", erklärt er.

Kein Wunder also, dass der Sinzheimer über den Arbeitsalltag eines Zustellers inzwischen recht gut Bescheid weiß. Insbesondere über den Job eines Fahrradzustellers - denn als solcher war er auch diesmal wieder im Einsatz. Sein Zustellbezirk, den er sich mit einer Auto fahrenden Kollegin teilte, war der Stadtteil Neuweier.

Gemeinsam mit der Postbeamtin sortierte er ab 6.30 Uhr Briefe oder erledigte Schreibtisch-Formalitäten. Ab etwa 8 Uhr trug er dann die Sendungen aus.

"Schon 1999 habe ich gelernt, welche Abläufe beim Bearbeiten eines Zustellungsauftrags, einer Nachnahmesendung oder eines Einschreibens zu beachten sind". erinnert sich Teurezbacher an seine Einlernphase – und natürlich auch an die Geheimtipps, die ihm der erfahrene Stammzusteller auf der gemeinsamen Runde seinerzeit mit auf den Weg gegeben hatte. Bei wem darf man die Sendungen hinterlegen, wenn gerade niemand zu Hause ist? Welches sind im Bezirk die besten Abkürzungen? Und vor allem: Wo wartet ein bissiger Hund im Vorgarten?. "Schon im ersten Jahr wurde ich von einem Vierbeiner verfolgt, der offensichtlich sein Revier verteidigen wollte", erzählt der Aushilfs-Postler. Zwar sei er damals auf seinem Drahtesel schneller gewesen als der Hund.  
 
Auf seiner Flucht habe er sich bei einem Sturz vom Rad aber doch ganz ordentlich verletzt. "Seit dieser Zeit habe ich immer einen Hundekuchen im Gepäck, um die Tiere zu besänftigen", scherzt der Sinzheimer, der sich im Bezirk Neuweier längst wie zu Hause fühlt. Sein Vertrag war diesmal auf zehn Wochen befristet. "Aber die Post ist da immer sehr variabel und gewährt zuweilen auch eine Verlängerung", erzählt Teurezbacher, der auf jeden Fall im nächsten Jahr wiederkommen möchte. Denn: "Gerade im Sommer ist das ein echter Traumjob - vorausgesetzt, es regnet nicht", sagt der 23-Jährige: "Man ist ständig an der frischen Luft, lernt viele Leute kennen, bekommt mit, was im Dorf so alles passiert und hat jede Menge netter Kollegen." Auch die Kunden seien größtenteils recht freundlich. "Es gibt aber auch solche, die recht gereizt reagieren, wenn ich auftauche - besonders samstagmorgens."
 
Für eventuelle "Nachfolger die sich in den nächsten Schul- oder Semesterferien auch einmal als Zusteller versuchen möchten, hat Daniel Teurezbacher noch ein paar gute Tipps parat: "Drei Dinge sollte man auf jeden Fall mitbringen", sagt er: "Eine gute Kondition, ein gutes Gedächtnis und vor allem auch gutes Schuhwerk, sonst hat man sich nämlich schon nach zwei Tagen ordentliche Blasen gelaufen."
 

bt210902Viele Erfahrungen als Fahrradzusteller hat Daniel Teurezbacher bei der Post gesammelt. Foto: Kraft