vom 30.4.2002
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Schnakenplage
Die KABS setzt auf biologische Gegenmittel
 
Sinzheim-Leiberstung (AN). Aedes, Culex, Culiseta, Anopheles, Mansonia, Uranotenia - dabei handelt es sich um die sechs Gattungen von Stechmücken, deren Angehörige gerade in unseren Breiten zur Sommerzeit das Leben schwer machen können. Um diesen Plagegeistern, die der Volksmund Schnaken nennt, Herr zu werden, hatte sich die Gemeinde Sinzheim im vergangenen Jahr entschlossen, wieder der "Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage e. V." KABS - beizutreten.

Nun konnten sich interessierte Bürgerinnen und Bürger über die Arbeit der KABS informieren. In einem kurzweiligen, mit zahlreichen Pointen gespickten Vortrag, führte Dr. Norbert Becker, wissenschaftlicher Direktor der KABS in die Geheimnisse rund um die Stechmückenplage ein. Hierbei räumte Becker auch mit zahlreichen althergebrachten Fehldeutungen im Zusammenhang mit den Schnaken auf: "Der Befehl Licht aus im abendlichen Schlafzimmer hilft nicht vor dem nächtlichen Gesumme und dem Angriff der Schnaken, da sich diese an ihre Opfer 'heranriechen', angelockt durch das ausgeatmete Kohlendioxid."

Ebenso seien der Fischteich im Garten des Nachbarn und Baggerseeflächen als Fischgewässer keine potentiellen Schnakenhochburgen, da die Fische als natürliche Fressfeinde hier für die Dezimierung der Schnaken sorgten. Da der Einsatz von Fliegenklatsche im Vergleich zur Häufigkeit und Vielzähligkeit einer Schnakenpopulation kaum einen merklichen Erfolg beschert, müssen andere Maßnahmen ergriffen werden. Da die in Frage kommenden Stechmücken sich in Überschwemmungsgebieten und Tümpeln entwickeln, hatte man bereits zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts mit nachhaltigen Maßnahmen begonnen. Damals wurde auf die chemische Keule gesetzt. Mit großen Mengen Petroleum, die in den Rheinniederungen und Tümpeln ausgebracht wurden, hoffte man die Larven, die in ihrer Entwicklung unter Wasser mit einem Sauerstoffrüssel an der Oberfläche hängen, zu bekämpfen; an die gleichzeitige Verschmutzung der Umwelt durch das Petroleum wurde nicht gedacht.

Ebenso wurde nach dem Zweiten Weltkrieg lange Zeit auf das Insektizid DDT gesetzt. Die KABS, so betonte Dr. Becker in seinem Vortrag mehrfach, setze auf die biologische Bekämpfung der Schnakenplage. Ausgangspunkt hierbei ist ein Bazillus, das "Bazillus thuringiensis israelensis", das Professor Yoel Margalit 1976 in der Negev-Wüste entdeckte. Dieser Bazillus bildet während seiner Entwicklung ein Eiweißkristall, das speziell Stechmücken abtötet. Dieser Bazillus, kurz als B.T.I. bezeichnet, bildet die Grundlage für den Wirkstoff, der durch die Mitarbeiter der KABS in Form von Eisgranulat in den Brutgebieten ausgebracht wird. Hierbei bedient man sich sowohl der Möglichkeit, große Flächen aus der Luft, mittels Hubschrauber, wie auch unzugängliches Gebiet mit Bodentrupps zu behandeln.

In zahlreichen Studien und Langzeitbeobachtungen wurde die Ungefährlichkeit und Unbedenklichkeit des Wirkstoffes gegenüber anderen Tieren und Pflanzen wie auch dem Mensch gegenüber getestet und wird stets weitererforscht. Wichtig für den Erfolg der Maßnahmen durch die KABS sei aber auch die Mithilfe der Bevölkerung bei den Bekämpfungsaktionen. Um möglichst viele Larven zu bekämpfen, müssen die möglichen Brutstätten exakt kartiert werden. Gerade im ländlichen Bereich sind alte, auch wenn sie nicht mehr in Betrieb sind, Sicker- und Jauchegruben, hervorragende Brutstätten für die lästigen Insekten. Auch die Regentonne im Garten bildet ein Paradies für die Entwicklung. Solche Gruben oder große Tümpel im Privaten sollten der KABS gemeldet werden, damit auch sie in die Behandlung einbezogen werden können. Für die Behandlung Regentonne können im Sinzheimer Rathaus und in der Ortsverwaltung Wirkstofftabletten abgeholt werden. Kosten entstehen hierfür keine.osten der Maßnahme belaufen sich auf knapp 358 000 Euro.