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vom 18. September 2003

pfrietschLEIBERSTUNGER JUBILAR: Paul Frietsch wird heute 75 Jahre alt. Foto: ma
 
Paul Frietsch feiert heute seinen 75. Geburtstag
Mit gesundem Menschenverstand durchs Leben
20 Jahre lang als Ortsvorsteher von Leiberstung amtiert: "Das hätte ich mir nie träumen lassen"
 
Sinzheim-Leiberstung. Positives Denken, ein gesunder Menschenverstand und Gottvertrauen - das waren für Paul Frietsch die wichtigsten Eigenschaften, um etwas bewegen zu können. "Keiner hat das Allheilmittel, das muss man sich immer klar machen", sagt der frühere Leiberstunger Ortsvorsteher, der reiche Erfahrung als Landwirt und Kommunalpolitiker gesammelt hat. Heute feiert er seinen 75. Geburtstag.
 
Fast vier Jahre ist es her, seit er die kommunalpolitische Bühne verlassen hat. Das Interesse aber ist nicht erloschen: "Ich verfolge aufmerksam, was sich tut", sagt Frietsch. "Ich mische mich aber nicht ein." Über drei Jahrzehnte hat er sich ehrenamtlich für sein Heimatdorf eingesetzt, in dem er am 18. September 1928 als jüngstes von acht Kindern der Eheleute Josef und Marianne Frietsch das Licht der Welt erblickte.
 
Schon früh musste der Junge in der Landwirtschaft seinen Mann stehen. In den Kriegsjahren hieß es oft genug um 5 Uhr aufzustehen, noch vor der Schule gab es Arbeit zu erledigen. Als Sechstklässler schwang er erstmals die Sense. Auch heute noch ist sie in Gebrauch bei Paul Frietsch: Ein Bauernhof ohne Sense, nein, das kann er sich beim besten Willen nicht vorstellen.
 
Als er nach dem Krieg aus amerikanischer Gefangenschaft zurückkehrte - am 1. März 1945 war er 16-jährig noch eingezogen worden -, übernahm Paul Frietsch die elterliche Landwirtschaft: die Brüder waren alle noch fort.
 
Die 50er und 60er Jahre brachten tief greifende Änderungen in der Landwirtschaft. Schlepper kamen auf, immer mehr Bauern suchten sich Arbeit in der Industrie. Die verbleibenden Betriebe wuchsen. Schließlich zog Frietsch 1975 die Konsequenzen und verließ mit Frau Hannelore und seinen vier Kindern das Dorf. um vor seinen Toren den neuen Wendelinushof zu bauen. Seit 1993 führt sein Sohn Andreas den Hof, aber was es rund ums Haus zu tun gibt, lässt sich Paul Frietsch nicht nehmen.
 
Missen möchte er auch das Singen nicht, sein großes Hobby. "Ich singe seit dem 16. Lebensjahr", erzählt er. Dem Gesangverein gehört er seit Jahrzehnten an, seit er mehr Zeit hat, singt Frietsch auch im Kirchenchor.
 
Mehr Zeit: Als Kommunalpolitiker, als Ortsvorsteher zumal, gab es immer wieder zahlreiche Termine. 1968 wählten die Leiberstunger Frietsch erstmals in den Gemeinderat. Von 1973 bis 1989 und dann wieder von 1994 bis 1999 war er Gemeinderat in Sinzheim. 1979 wurde er Ortsvorsteher und blieb es 20 Jahre lang: "Das hätte ich mir nie träumen lassen, dass ich das so lange machen würde", sagt Frietsch. Viel ist in dieser Zeit erreicht worden, und Paul Frietsch hat dazu beigetragen auf seine ureigene Art: ruhig und mit Augenmaß.
 
Einer der Erfolge war die Rückkehr der Störche nach Leiberstung. Jahrelang päppelte er sie winters auf dem Hof auf. Gefreut hat sich Frietsch, dass die Storchenfamilie ihr neues Nest, das ihr bei der Wendelinushalle gebaut wurde, angenommen hat. Ab und zu wenn es kälter wird, kommt der Storch zurück auf den Hof.
 
Als Paul Frietsch und seine Frau dieser Tage abends nach Hause kamen, saß Meister Adebar auf dem Dach. Das hatte Symbolkraft: Am Sonntag ist Paul Frietsch wieder Großvater geworden. Wilfried Lienhard