abblogok vom 8.10.2005
 
Baupflicht ist jetzt kein Thema mehr
Abschluss der Renovierungsarbeiten markiert Ende der Diskussionen um Leiberstunger Kirche
 

abb081005DIE WENDEL INUSKIRCHE steht den Leiberstunger Gläubigen wieder offen. Foto: Adam

 
Sinzheim (wl). Wenn in der Leiberstunger Wendelinuskirche morgen der Festgottesdienst zum Wendelinusfest gefeiert wird, markiert dies nicht nur den Abschluss aufwändiger Renovierungsarbeiten (wir berichteten), es ist damit auch ein Streit beendet, der Jahrzehnte angehalten hat. Gegenstand war die Frage, wer die Baupflicht für die Kirche hatte.
 
Einst gehörte Leiberstung zum Kirchspiel Steinbach, nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges kam es zur Pfarrei Schwarzach (erst 1986 wurde Leiberstung Teil der Pfarrgemeinde Sinzheim), die deutlich näher lag. Eine erste Kapelle aus Holz, gelegen am südlichen Ortseingang, brannte 1696 ab, mit ihr große Teile des Dorfs. 1713 erbauten die Leiberstunger unter dem Schultheißen Georg Droll eine neue Kapelle aus Stein, dieses Mal in der Dorfmitte.
 
In Schwarzach war die Leiberstunger Kirche schlecht gelitten. Der Pfarrer im Nachbarort befürchtete Auswirkungen auf den Gottesdienst in Schwarzach und legte Einspruch gegen die Errichtung des Leiberstunger Gotteshauses ein. Deshalb dauerte es bis 1728, ehe die Kirche eingeweiht und dem heiligen Wendelin gewidmet werden konnte.
 
In diese Zeit fällt auch ein Amtsgeschäft, das später zwischen weltlicher und kirchlicher Gemeinde für Unruhe sorgte. Am 6. Dezember 1727 verpflichtete sich die Gemeinde Leiberstung "unwiderruflich für alle Zeit", die Kapelle am Ort zu erhalten. Das Original dieser Urkunde soll in einem kirchlichen Archiv liegen, doch weiß niemand, in welchem. Es existiert aber eine Abschrift des Oberratschreibers Wagner vom Amt Steinbach aus dem Jahr 1728.
 
1775 leistete sich Leiberstung einen Neubau; die alte Kirche war zu klein geworden. 1884 wurde die Kirche erweitert. 1925 und 1951 standen Renovierungen an. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Gotteshaus wieder zu klein. Überlegungen für einen Neubau wurden angestellt, die Gemeinde hielt bereits Baugelände bereit. Schließlich entschloss man sich für eine Erweiterung, die in den 70er-Jahren ausgeführt wurde. Wer diese Arbeiten bezahlen müsste, das war der casus belli langer Diskussionen. Die Kirchengemeinde streckte das Geld für die politische Gemeinde vor; die Gemeinde Sinzheim, in die Leiberstung mittlerweile eingegliedert war, weigerte sich aber, die Rechnung zu begleichen. Sie forderte einen Beweis für ihre Baupflicht. Ob das Schreiben vom Januar 1728 anzuerkennen sei, das war die entscheidende Frage. Doch eine Einigung kam lange nicht zu Stande.
 
Schließlich kam es nach langen Verhandlungen 2003 zu einem Vertragsabschluss. Die politische Gemeinde löste die Baupflicht ab. Damit war auch der Weg frei zur umfangreichen Renovierung der Wendelinuskirche, deren Abschluss die Leiberstunger morgen feiern.
 
Der Festgottesdienst beginnt um 10 Uhr. Im Anschluss daran wird der neue Kirchplatz frei gegeben. Ab 11.30 Uhr wird bei der Wendelinushalle das Mittagessen serviert. Ab 13.30 Uhr stellten sich Reiter und Droschken zum 41. Wendelinusritt auf, der dann um 14 Uhr beginnt.