abblogok vom 25.5.2005
 
Reit- und Fahrverein St. Wendelin veranstaltet am Wochenende einen Fuhrmannstag / Ortsvorsteher treten zum Schaupflügen an
Fuhrleute zeigen ihr traditionelles Handwerk
 

bt250505Bild wie aus alten Zeiten: Zwei Haflinger ziehen einen Pflug über das Feld.
Foto: Kurz

VON NATALJA KURZ
Sinzheim - Wie in alten Zeiten sieht es aus, wenn Christoph Droll mit seinen Haflingern "Riko" und "Arabesque" das Pflügen übt: Auf einem schmalen Acker in Leiberstung hat der junge Mann seine Pferde angespannt und die Zügel um seine Schultern geschlungen. Mit beiden Händen führt er einen alten eisernen Pflug. Auf und ab läuft der 23-Jährige, bis die Furchen die richtige Tiefe haben.
 
Zurzeit übt Droll für den ersten Leiberstunger Fuhrmannstag am kommenden Sonntag. "Wir möchten den Zuschauern zeigen. wie man früher auf dem Feld und im Wald gearbeitet hat", erklärt Rolf Saar, der Vorsitzende des Reit- und Fahrvereins St. Wendelin Sinzheim. Wettpflügen und Holzrücken mit Pferden seien inzwischen traditionsreiche Wettbewerbsdisziplinen, bei denen die Fuhrleute ihre Geschicklichkeit und die ihrer Pferde unter Beweis stellen könnten.
Beim Leiberstunger Fuhrmannstag werden acht Teilnehmer im Wettpflügen gegeneinander antreten. Dabei kommt es nicht nur darauf an, das ganze Feld in einer bestimmten Zeit zu bearbeiten. Außerdem müssen die Furchen gleichmäßig gepflügt, Wurzeln und Unkräuter abgeschnitten werden, und oben auf der Furche dürfen keine Stoppeln oder Gras liegen bleiben. Wer sein Gespann dabei allein führt, bekommt zehn Bonuspunkte. Bei den auswärtigen Wettbewerben im vergangenen Jahr hat Christoph Droll den Pflug noch zusammen mit seinem Vater Manfred geführt. Dabei wurde er badischer Vizemeister. In Leiberstung möchte er in diesem Jahr nun allein antreten.
 
"In die Pferdewelt muss man hineinwachsen", erklärt der Vater die nicht ganz gewöhnliche Leidenschaft seines Sohnes. Er selbst habe den Umgang mit Pferden auch von seinem Vater gelernt. Schon 1947, mit 13 Jahren, war der ehemalige Landwirt zum ersten Mal mit Pferden unterwegs. "Damals gab es ja noch keine Traktoren. Mein Vater hat mich rausgeschickt zum Pflügen, am nächsten Tag haben wir Rüben gesät". erzählt er. Nach dem Krieg besaßen die Drolls ein Pferd, "das war damals wichtig für den Betrieb", berichtet Manfred Droll. Heute hat die Familie drei Haflinger im Stall, die zwar nicht mehr im Arbeitseinsatz sind, in Leiberstung aber zum Ortsbild gehören - beim Wendelinusfest zum Beispiel oder beim Maibaumstellen sind sie schön herausgeputzt dabei. Ganz besonders stolz ist Manfred Droll darauf. dass seine Pferde aufs Wort gehorchen: rechts, links, loslaufen und anhalten. "In dem langsamen Tempo funktioniert das ganz gut, erzählt er.
 
Neben dem Wettpflügen am 29. Mai wollen die Mitglieder des Reit- und Fahrvereins ihren Zuschauern auch das Eggen eines Feldes und die Einsaat vorführen. Am Nachmittag geht es dann zum Holzrücken. "Dafür gibt es ebenfalls ganz genaue Regeln", erklärt Saar, "die Fuhrleute haben ihren Pferden einen Stamm angehängt und müssen dann bestimme Hindernisse in einem Parcours überwinden." Punkte gibt es für denjenigen, der sein Pferd geschickt zwischen anderen Stämmen hindurch leitet, über eine Brücke führt oder - bei einer der schwierigsten Übungen - mehrere Stämme sauber mit dem Pferd aufschichten kann, sagt Saar.
 
Das Holzrücken per Pferd komme übrigens wieder etwas in Mode, erzählt Rolf Saar. Die Tiere richteten auf dem Waldboden viel weniger Schäden an als die schweren Waldmaschinen. Außerdem könne man mit ihnen auch vorsichtiger zwischen den anderen Bäumen rangieren, ohne diese dabei zu beschädigen.
 
Auf den letzten Programmpunkt am Leiberstunger Fuhrmannstag freuen sich die Fuhrleute ganz besonders: Zum Schaupflügen haben sich mehrere Ortsvorsteher - zum Beispiel aus Leiberstung und Weitenung - angemeldet. Unter den Augen der Profis und der Zuschauer werden auch sie sich einmal mit Pferd und Pflug auf dem Acker versuchen. Für 16 Uhr hat der Reit- und Fahrverein St. Wendelin eine Siegerehrung geplant, bei der die Jagdhornbläsergruppe aus Lauf spielen wird.
 
Bis zum Wettbewerb am Leiberstunger Fuhrmannstag kann Christoph Droll noch ein paar Tage lang Pflügen üben, "vor allem aber hoffen wir auf gutes Wetter", betont der junge Pferdefreund, "damit man beim Wettbewerb die fertigen Furchen überhaupt richtig nachmessen kann."