btlogokVom 12.8.2006

Sonntagsfahrverbot
Widerspruch der Betreiber
 
Rheinmünster/Sinzheim (red) - Im direkten nachbarschaftlichen Umfeld des Baden-Airparks brennt die Lunte endgültig. Grund: Die Fahrsicherheitszentrum Baden-Airpark GmbH & Co. KG hat gestern gegen die Verfügung des Landratsamts Rastatt, in der bis zum Jahresende an Sonn- und Feiertagen ein "motorisierter Streckenbetrieb" untersagt wird, Widerspruch eingelegt.
 
Wie es in einer Pressemitteilung der Betreiber heißt, sei mit der Wahrnehmung ihrer Interessen eine auf öffentlich-rechtliche Verfahren spezialisierte Kanzlei aus Stuttgart beauftragt worden. Deren Rechtsanwalt mache in seinem Widerspruch klar, dass die Verfügung rechtswidrig sei, "weil die dort stattgefundenen Motorradveranstaltungen vom Genehmigungsumfang abgedeckt sind". Insoweit habe der Betreiber keinen Anlass, die an diesem Sonntag vorgesehene Veranstaltung mit Fahrsicherheitsübungen auf BMW-Motorrädern abzusagen. Bereits heute ist ein Training angesetzt.
 
Der Widerspruch habe eine aufschiebende Wirkung, so Rechtsanwalt Schütz. Daher dürfe der Betreiber "weiterhin seinen Verpflichtungen gegenüber seinen Kunden nachkommen", bis über die Verfügung entschieden sei. (siehe Apropos)
 
APROPOS
Runter vom Gas
 
Eines muss man der neuen Kreis-Verwaltungsspitze lassen: Sie reagiert prompt, konsequent, und auf der Nase herumtanzen lässt sie sich schon zweimal nicht. Das diese Woche verhängte Sonntags- und Feiertagsfahrverbot im LuK-Driving-Center ist überfällig und folgerichtig. Der Genehmigungsbehörde und den Kommunalpolitikern der Anrainer-Gemeinden wird nach jedem Wochenende bewusster, dass der Tagesbetrieb nicht immer mit der einstigen Projektbeschreibung der Bauherren übereinstimmt. Gemeinderäte fühlen sich getäuscht - und die Bürger schäumen vor Wut. Das Wort vom Etikettenschwindel macht die Runde.
 
Keine Frage: Das Letzte, was die über Jahrzehnte von kanadischen Kampfjets akustisch geschundene Region braucht, ist eine "Motorradrennstrecke". Dabei ist völlig nebensächlich ob hier "private" Rennen gefahren werden oder nicht. Wenn 25 Piloten gleichzeitig den Hahn aufdrehen und mit über 200 Sachen über die Asphalt-Piste brettern, dann hört der Spaß auf; jedenfalls für die angrenzende Wohnbevölkerung. Wer die Woche über fleißig für das Bruttosozialprodukt schuftet, der hat sich - wie auch die ganze Familie - einen gemütlichen Relax-Sonntag auf der Terrasse redlich verdient; nicht aber bis zu sieben Stunden "Höllenlärm", wie ihn die Bürger beklagen.
 
Ihnen ist dabei auch gleichgültig, ob einem 50, 60 oder 70 Dezibel "um die Ohren gehauen" werden. Die aufheulenden Motoren und ständig wechselnden Drehzahlen der hochgezüchteten Maschinen rauben ihnen den letzten Nerv. "Dieser Lärm macht mich krank", schildert ein Schiftunger Bürger die unhaltbaren Zustände. Seine und Leiberstunger Mitbürger sehen dies nicht anders. Mit einem "Fahrsicherheitszentrum" hat dieses Freizeitvergnügen weniger auf Kosten vieler jedenfalls nicht viel zu tun.
 
Erschrecken muss in diesem Zusammenhang, wie unsensibel und scheinbar gleichgültig die Betreiber mit dem Bürgerprotest umgehen. Versprochen haben sie eine Optimierung der Kommunikation und persönliche Gespräche. Außerdem wollten sie dafür sorgen, dass bei der Bewerbung von Motorrad- veranstaltungen im Internet nicht länger der Eindruck entstehen soll, dass es sich bei dem 2,7 Kilometer langen Parcours um eine Rennstrecke handeln könnte. Geschehen ist freilich wenig bis gar nichts. Im Gegenteil: Die Betreiber legten gegen die Verfügung des Landratsamts Widerspruch ein. Das bedeutet: Auch morgen, Sonntag, werden wieder Motorräder über das Driving-Center röhren. Nun ist es sicherlich legitim, für seine Sache mit allen legalen Mitteln zu kämpfen. Eine einzige Provokation für die Bürgermeister, Gemeinderäte und die Wohnbevölkerung der Anrainer-Kommunen ist dieser Schritt in der derzeit aufgeladenen Atmosphäre allemal.
 
Damit wir uns richtig verstehen: Gegen ein Fahrsicherheitszentrum, das diesen Namen verdient, hat niemand was einzuwenden. Die Betreiber wären aber gut beraten, die Hand vom Gas zu nehmen und selbige symbolisch den Bürgern zu reichen: mit der Anerkennung des vom Landratsamt verhängten Sonntagsfahrverbots.
 
Mit Projekten auf dem Airpark haben sich in den zurückliegenden Konversions-Jahren schon genügend Anwälte und Richter beschäftigen müssen. Der Bedarf sollte eigentlich für lange Zeit gedeckt sein.
Gerold Hammes