btlogokVom 10.11.2006

Weiße Flecken auf DSL-Karte werden getilgt
Gemeinde Sinzheim und T-Com kooperieren für die Versorgung von Leiberstung und Schiftung
 

abb101106ZUSAMMENARBEIT BESIEGELT: Bürgermeister Hans Metzner, Hans-Peter Molz von T-Com und Ortsvorsteher Alexander Naber (von rechts) bei der Vertragsübergabe. Foto: Lienhard

Sinzheim-Leiberstung (wl). Die Post kam am richtigen Tag: Just an dem Morgen. an dem der Sinzheimer Bürgermeister Hans Metzner einen Kooperationsvertrag mit dem Unternehmen T-Com zur DSL-Versorgung von Leiberstung und Schiftung unterzeichnen wollte, flatterte auch die Genehmigung der Rechtsaufsicht ins Haus. So konnte Metzner gestern guten Gewissen das Vertragswerk unterschreiben. Damit ist der Weg frei für Höchstgeschwindigkeit auf der Datenautobahn auch in den letzten beiden Sinzheimer Teilorten. Nach den Worten von Hans-Peter Molz, dem Ressortleiter Technische Infrastruktur bei T-Com sollen eine Übertragungsrate von bis zu sechs Megabit pro Sekunde möglich sein.
 
Von ständigen Anfragen nach DSL-Möglichkeiten berichtete der Leiberstunger Ortsvorsteher Alexander Naber gestern. Keineswegs seien diese nur von Privatpersonen gekommen, sondern auch von Pendlern, die in Leiberstung wohnen, aber weit entfernt ihre Arbeitsstätte haben und doch manches von zu Hause erledigen wollen. Zudem sei das Medium Internet mittlerweile aus dem Leben eines Schülers nicht mehr wegzudenken, und mit manchen Dingen sei hier die ISDN-Leitung schlicht überfordert. Der Ortschaftsrat machte sich daher ans Werk und suchte nach DSL-Möglichkeiten. Eine Lösung per Satellit oder Funk kam nicht in Frage, nicht nur weil man damit an einen Betreiber gebunden wäre, sondern man wollte auch keine neuerliche Mastendiskussionen lostreten. Anfragen bei der T-Com wiederum waren zunächst wenig verheißungsvoll: "Es gibt nichts", vernahm Naher als Antwort. Ein Schreiben an den Vorstand des Unternehmens leitete die Wende ein, zumal der Gemeinderat bereit war, einen entsprechenden Kooperationsvertrag zu beschließen und das Unternehmen so Hilfe bei der Kundenakquisition erhält. 130 Zusagen, einen T-Com-Anschluss zu beauftragen, machte das Unternehmen zur Auflage (beim Provider ist der Nutzer frei) - gestern lagen an die 150 vor (bei rund 500 potenziellen Kunden).
 
Auf der technischen Seite waren einige Überlegungen anzustellen. Leiberstung und Schiftung werden von der Vermittlungsstelle Steinbach versorgt, und das gäbe eine Leitungslänge, die für DSL schlicht zu groß wäre.
 
Die Einrichtung einer Außenstelle in der Nähe von Weitenung hätte zur Folge, dass nur Leiberstung versorgt werden könnte, nicht aber auch Schiftung, und der Standort Leiberstung selbst zöge hohen Aufwand nach sich: Das Glasfaserkabel müsste unter der Autobahn durch. Der Ausweg fand sich auf dem Baden-Airpark. Dort verläuft das Glasfaserkabel bereits, und weil die Gemeinde vor zwei Jahren, als sie Leiberstung und Schiftung an die Kläranlage des Airparks anschloss, nicht nur die Leitungen für das Abwasser verlegte, sondern auch gleich ein Leerrohr in den Untergrund schickte, bot sich dieser Weg an. So muss jetzt nur noch auf dem etwa zweieinhalb Kilometer langen Teilstück von der ehemaligen Leiberstunger Kläranlage bis zur Kreuzung Schwarzwaldstraße/Leiberstunger Straße (dort befindet sich der zentrale Verteilerkasten) nachgearbeitet werden.
 
Die Arbeiten sollen schnellstmöglich beginnen, spätestens im ersten Quartal des kommenden Jahres aber sollen diese beiden weißen Flecken Leiberstung und Schiftung von der DSL-Karte getilgt werden, kündigte Bürgermeister Metzner an. Was die Gemeinde dafür ausgeben muss, hängt vom Ergebnis der Ausschreibung ab, die derzeit vorbereitet wird. Im Haushaltsentwurf für das kommende Jahr stehen jedenfalls 47.000 Euro - "wir sind hier an die Oberkante gegangen", sagte Metzner.
 
Was das Unternehmen investiert, mochte Pressesprecher Harry Fuchs mit Verweis auf den Wettbewerb nicht sagen. Hans-Peter Molz, Ressortleiter Technische Infrastruktur, sagte, dass technisch fast alles möglich sei, "finanziell aber leider nicht". Bundesweit seien über 90 Prozent aller Haushalte versorgbar, beim Rest sei ein hoher Aufwand nötig. Kooperationen mit den Kommunen seien dabei von hoher Bedeutung. Das sehe auch die Landesregierung so, wie Hans Metzner ausführte. Zuschüsse seien vom Land nicht zu erwarten, erfuhr der Bürgermeister: gleichwohl sei die DSL-Vollversorgung ein politisches Ziel, das die Landesregierung erreichen möchte, indem die Kommunen animiert werden, tätig zu werden.