btlogokVom 22.8.2006

Trotz Trainingsabsage Biker im Fahrsicherheitszentrum / Schiftunger bezweifeln Aussage des Betreibers
"Gefahren wie die Geisteskranken"
 

bt220806dcNeue Episode im Streit um das Motorradtraining im Driving-Center: Mehrere Fahrer sollen angeblich unbefugt eingedrungen sein. Foto: av

Rheinmünster (jo) - Die Absage des am vergangenen Wochenende angesetzten Motorradtrainings sollte ein Signal an die aufgebrachten Bürger in Schiftung sein. Entgegen der Ankündigung des Fahrsicherheitszentrums "testeten" am Samstagnachmittag jedoch mehrere Biker laut hörbar ihre Maschinen auf dem Parcours im Baden-Airpark. Nach Darstellung der Betreibergesellschaft seien sie widerrechtlich auf das Gelände gelangt.
 
Der Sprecher des LuK-Driving-Centers. Projektleiter Rüdiger Franke. behauptete auf Anfrage unserer Zeitung gestern: "Die Motorradfahrer sind unbefugt in das Gelände eingedrungen." Sie seien jedoch alsbald von Bernd Bischoff, Geschäftsführer der Firma Bischoff und Scheck "runter gescheucht" worden. Eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch sei allerdings nicht erfolgt. Begründung laut Franke: "Die Sache wird nicht so hoch gehängt." Er vermutet, dass sich die Motorradfahrer an einer Baustellenabsperrung zu schaffen gemacht hatten, um auf diese Weise auf den Kurs zu gelangen. Am Sonntag habe dann ein technischer Mitarbeiter regelmäßig nach dem Rechten gesehen, um eine ähnliche Aktion wie die vom Vortag zu verhindern.
 
Claus Krieg, Mitglied der in der vergangenen Woche gegründeten Interessengemeinschaft, hat den Vorfall indes völlig anders erlebt. "Das Tor stand ganz normal offen", berichtet der Augenzeuge. Es sei unmöglich gewesen, den Parcours mit schweren Maschinen auf anderem Weg zu erreichen. Etwa eine Dreiviertelstunde lang sei der Lärm im ganzen Ort zu hören gewesen. "Die sind gefahren wie die Geisteskranken", so Krieg. Als er sich um 16 Uhr auf den Weg zum "Tatort" machte, seien ihm mehrere Biker entgegen gekommen. Drei weitere hätten das Gelände gerade verlassen -vorbei an einem ihm unbekannten Mann, der danach seelenruhig das Tor verschlossen habe. "Da fielen keine bösen Worte" berichtet Krieg.
 
In den Augen der Schiftunger Bürger hat der Vorfall jedenfalls nicht zur Vertrauensbildung beigetragen. "Ein Einlenken ist kaum zu erwarten", sagt Mario Kochendörfer über die Betreibergesellschaft. Der Termin für ein Gespräch zwischen dem LuK-Driving-Center und den Bürgern stehe noch immer aus.
 
Das Fahrsicherheitszentrum indes wollte die am vergangenen Freitag verkündete Trainingsabsage als ein "Signal an die Bürger" verstanden wissen. Auch in dieser Woche und am kommenden Wochenende soll es ruhig bleiben. Franke berichtet, es seien keine Veranstaltungen angesetzt, denn der Fahrbetrieb ruhe wegen der Bauarbeiten an der Strecke.
 
"Wir installieren die Bewässerungsanlage", erläutert der Projektleiter. Die künstliche Erzeugung nasser Straßenbeläge sei Voraussetzung, um das Training mit vierrädrigen Kraftfahrzeugen ausweiten zu können. Der Betrieb im Fahrsicherheitszentrum sei derzeit nur deshalb "etwas motorradlastig", so Franke, weil diese Gleitbeläge der Kundschaft bislang nicht angeboten werden konnten. In der ersten Septemberwoche sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein. Die Fahrer von Mercedes-Kleintransporter werden die ersten sein, die Gas geben für den "Elch-Test" auf den bewässerten Flächen. (Siehe: Zum Thema)
 
ZUM THEMA
Landratsamt prüft den Sofortvollzug
 
Rheinmünster (jo) - Das Motorradtraining im LuK-Driving-Center beschäftigt zunehmend die Juristen. Wie berichtet, hatte das Landratsamt Rastatt ein Sonn- und Feiertagsfahrverbot verhängt, gegen das die "Fahrsicherheitszentrum Baden Airpark GmbH & Co. KG" Widerspruch einlegte. Sie hat einen Monat Zeit, den Widerspruch gegenüber dem Landratsamt schriftlich zu begründen. Die Verfügung hat aufschiebende Wirkung, bis in der Rechtssache endgültig entschieden ist.
 
Das Landratsamt Rastatt erwägt jedoch, das sonn- und feiertägliche Trainingsverbot vor einem vermutlich langwierigen Rechtsstreit durchzusetzen. "Wir prüfen intensiv, ob die rechtlichen Voraussetzungen für einen Sofortvollzug gegeben sind", ließ der Erste Landesbeamte Jörg Peter auf Anfrage wissen. Der Haken bei der Sache: Sollte das Landratsamt letztlich im Hauptverfahren unterliegen, könnte dies für den Landkreis teuer werden. In diesem Falle könnte das Fahrsicherheitszentrum Haftungsansprüche erheben, sprich: die Kosten für Trainingsabsagen und entgangenen Gewinn geltend machen.
 
Die Teilnehmerkosten von etwa 300 Euro pro Tag und Motorradfahrer sind für den Landkreis auch aus anderer Perspektive interessant - im Zusammenhang mit dem angestrengten Ordnungswidrigkeitsverfahren wegen der "motorsportlichen Veranstaltungen", die laut Landratsamt im Widerspruch zur Betriebserlaubnis stehen. Peter erwägt, "diesen aus unserer Sicht rechtswidrig erzielten Gewinn abzuschöpfen". Ob es dazu kommen wird, bleibt abzuwarten. Auch in diesem Punkt hat die Betreibergesellschaft zunächst vier Wochen Zeit, im Zuge der Anhörung Stellung zu nehmen.