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Vom 6.4.2006
 
"Schule auf neuen Wegen" wurde ausführlich erläutert
Infoveranstaltung in Leiberstung über alternative Schulformen
 
Sinzheim-Leiberstung (ane). Rückläufige Schülerzahlen und aufs Sparen bedachte Kommunen beschwören neue Gewitterfronten am Schulhorizont zwischen Leiberstung und Halberstung herauf. Eine formell ans Land gerichtete Anfrage, ob die Halberstunger Grundschule ohne Folgen geschlossen werden könne, erhitzt die Gemüter. Ob das vom Land angestoßene Projekt "Schule auf neuen Wegen" alternative Lösungswege bietet, darüber informierten Bündnis 90/Grüne mit einem Vortrag von Gabriele Römmele über jahrgangsgemischte Klassen.
 
Seit mehreren Jahren schon unterrichtet die Pädagogin an der Grundschule Wolfartsweier in einer jahrgangsgemischten Eingangsstufe. Aussagen darüber, ob sich aus diesen Erkenntnissen neue Hoffnungen für die Einwohner der Ortschaften schöpfen lassen, dafür sei es zwar noch zu früh, erklärte Kreisrätin Raphaela Riedmiller-Kuttnick-Wicht. Vielmehr sollte die gut besuchte Veranstaltung eine neue Lösungsvariante aufzeigen, mittels der beide Schulen erhalten werden könnten. In der Praxis könnte das bedeuten, dass wenigstens die Erst- und Zweitklässler im gleichen Raum individuell unterrichtet werden. Damit das funktionieren könne, sei der Lehrer nicht länger Unterweiser sondern Lernberater.
 
Aus einer Materialtheke vermag sich jedes Kind individuell mit Lehrmaterialien einzudecken, um diese während des Unterrichts möglichst selbstständig zu bearbeiten. Selbst die Erstklässler, bei denen die Schwerpunkte auf das Erlernen von Lesen und Schreiben gelegt werden, könnten vom ersten Tag an in individuellem Tempo arbeiten, die Abfolge der Buchstaben, die sie erlernen wollen, selbst festlegen. Dass diese "sitzen" müssen, ehe der nächste ausgesucht werden kann, gehört zu den unabdingbaren Grundregeln, die laut Gabriele Römmele unbedingt einzuhalten sind. Vor allem Ruhe zu halten und die Mitschüler nicht stören, sind ganz wichtige Prinzipien. Ob die Schüler zuerst Mathematik oder Deutsch machen möchten, entscheiden sie ebenfalls eigenständig. Auf das "Halbzeit-Signal", das die Lehrerin gibt, werden die Fächer dann allerdings gewechselt. Mit im Angebot befinden sich auch Projektarbeiten, die gleichzeitig von allen Schülern bearbeitet werden können.
 
Um zwischen Alter und Fähigkeiten des einzelnen Kindes zu differenzieren, werden die zu bearbeitenden Aufgaben in drei verschiedenen Schwierigkeitsstufen auf der Materialtheke bereitgestellt. Dadurch, so verdeutlichte die Referentin, könne sowohl lernschwachen als auch hochbegabten Kindern und ihren individuellen Fähigkeiten Rechung getragen werden. Ohne Schwierigkeiten und ohne den Klassenverband dadurch nachhaltig zu stören, ist das Überspringen oder das längere Verweilen in den jahrgangsgemischten Stufen möglich. Während die ersten Erkenntnisse zeigten, dass im Landesdurchschnitt 67 Prozent der Schüler zwei Jahre in der Eingangsstufe verweilen, benötigen 16 bis 17 Prozent nur ein Jahr für das gleiche Potenzial. schilderte Gabriele Römmele. Der Wissenstand, der insgesamt vermittelt wird, entspreche dem der Regelschulen. Deutlich besser sei allerdings die erlangte Sozialkompetenz.