btlogok
Vom 6.4.2006
 
Informationsveranstaltung der Grünen zur Zukunft der Halberstunger Grundschule / Pädagogin berichtet aus der Praxis / Eltern Zeigen sich beeindruckt
Modell: Klassen eins und zwei gemeinsam unterrichten
 
Sinzheim (ds) - Bietet das Schulmodell der jahrgangsüber- greifenden Eingangsstufe in der Grundschule eine Möglichkeit, die Halberstunger Grundschule zu erhalten? Um diese Frage ging es in einer Informationsveranstaltung der Grünen in Leiberstung.
 
Kreisrätin Raphaela Riedmiller-Kuttnick-Wicht und der Leiberstunger Ortschaftsrat Carsten Bräutigam (beide Grüne) könnten sich das vorstellen. Sie hatten Eltern. Lehrer, Gemeinde- und Ortschaftsräte eingeladen, um ein seit einigen Jahren an Immer mehr) Schulen im Land praktiziertes Modell des Schulanfangs zu präsentieren.
 
Als Referentin präsentierten Riedmiller-Kuttnick-Wicht und Bräutigam Gabriele Römmele. Sie ist Lehrerin an einer Schule in Wolfartsweier, an der die Jahrgangsmischung in der ersten und zweiten Klasse seit 1997 praktiziert wird. Sie stellte das Konzept überzeugend vor. und die recht zahlreichen Gäste ließen sich von den vielen positiven Aspekten beeindrucken.
 
Allerdings entwickelte sich die Veranstaltung zweigleisig. Während ein Teil der Zuhörer sich in erster Linie für dieses noch nicht allgemein bekannte Grundschulsystem interessierte, dachten andere schon weiter und wollten darin eine Lösung für das Halberstunger Schulproblem sehen, wie sich aus der Diskussion ergab. Wie berichtet, gibt es erste Überlegungen, die Halberstunger Grundschule aufzulösen und alle Kinder aus Halberstung, MüIlhofen und Schiftung zusammen mit den Leiberstunger Kindern in der neuen Leiberstunger Grundschule zu unterrichten. Noch sei nichts beschlossen, hieß es dazu in der vergangenen Woche von der Sinzheimer Verwaltung (wir berichteten).
 
Die Veranstaltung hatte zum Mittelpunkt die Vorstellung des Konzepts "Schule auf neuen Wegen". Es beinhaltet, dass die Erstklässler, die neu in die Schule kommen, zusammen mit den älteren Kindern der zweiten Klasse unterrichtet werden. Römmele hält das für sinnvoll, gelte doch die Pädagogenmeinung. dass Kinder mit ganz unterschiedlichen Lernfähigkeiten und auch mit unterschiedlichem Bildungsniveau in die erste Klasse kommen. Es könne also nicht heißen, dass alle Kinder in derselben Zeit dasselbe lernen. Individuelles Lernen mit einem vom Kind bestimmten Lerntempo sei die Devise.
 
Die Jahrgangsmischung gestatte dies, fördere das selbstständige Lernen, stärke das Sozialverhalten der Kinder (die älteren Kinder helfen den jüngeren), erläuterte die Pädagogin. Alle Kinder müssten dieselben Lernziele erreichen, doch die dazu benötigte Zeit bestimmen sie, betonte sie. So könne ein schwaches Kind länger in der Eingangsstufe bleiben, ohne das Sitzenbleiben ertragen zu müssen, wogegen hoch begabte Kinder schon nach einem Jahr in die dritte Klasse könnten. An Beispielen erläuterte Römmele, auf welche Weise sie das Lernsystem aufgebaut hat. Zurzeit empfehle das Kultusministerium die Jahrgangsmischung in der ersten und zweiten Klasse, und es gebe auch schon jahrgangsübergreifende Projekte für die dritte und vierte Klasse. Für die Lehrer bedeute dieses System viel Arbeit, auch Erfahrung im Anfangsunterricht sei erforderlich, wies Römmele auf die negativen Seiten hin.
 
Man brauche Mut zu neuen Unterrichtsformen, doch "das lohnt sich". Diese Schulform sei interessant, die Lehrer, Eltern und Schulträger müssten allerdings dahinter stehen, betonte sie und versicherte: "Die Kinder erreichen dasselbe Niveau" -was den Eltern wichtig war im Blick auf den Wechsel in die weiter führenden Schulen.
 
In der Diskussion über die Schulsituation in Halberstung war von den für die kleineren Kinder ungünstigen Busfahrzeiten die Rede. Das sei ein organisatorisches Problem und müsse auf diesem Weg gelöst werden, stellte der Leiberstunger Ortsvorsteher Alexander Naber fest.