vom 7.4.2012

Diese Kaninchen gleichen sich fast wie ein Ei dem anderen.
Diese Kaninchen gleichen sich fast wie ein Ei dem anderen.  Fotos: Steffens

In der Familie Rapp wird traditionell die Rasse Holländer gezüchtet.
In der Familie Rapp wird traditionell die Rasse Holländer gezüchtet.

Kaninchenzüchter aus Leidenschaft
Familie Rapp aus Leiberstung hält rund 100 Tiere / Vierte Generation

Von Doris Steffens

Sinzheim - Osterzeit ist Kaninchenzeit: Wenn man Glück hat, sieht man das eine oder andere beim Spaziergang durch die Rebzeilen huschen und an jungen Grashalmen knabbern. Aber Kaninchen ist nicht gleich Kaninchen. Was in diesen Festtagen als Osterbraten auf den Tisch kommt, stammt in der Regel aus einem Stall und ist oftmals ein Rasse-Kaninchen.

Deren Zucht verlangt viele Kenntnisse, Sorgfalt und viel Zeit. Der Leiberstunger Edgar Rapp hat reichlich Erfahrung auf diesem Gebiet. Seine Familie züchtet in der dritten Generation Rassekaninchen. Sohn Simon und Tochter Isabella sind längst in die familiären Fußstapfen getreten und haben ihre eigenen Zuchtlinien und -erfolge, und stellen damit die vierte Züchtergeneration.

Die Stallanlage ist beeindruckend. Auf der einen Seite des ersten Raums sind in mehreren Käfigreihen die männlichen Zuchtkaninchen untergebracht, Rammler genannt. Auf der anderen Seite haben die Häsinnen ihre Ställe, die meisten säugen derzeit Junge. Im nächsten Raum sind gleichfalls Ställe in mehreren Reihen übereinander aufgestellt. Familie Rapp pflegt rund 100 Tiere (die Jungen eingerechnet).

Zur Zucht werden derzeit 21 Rammler und 40 Häsinnen verwendet, die zweimal im Jahr gedeckt werden. In der freien Natur können Kaninchen bis zu fünfmal im Jahr Junge bekommen. Alle Ställe sind mit Stroh ausgelegt, das in der Regel einmal pro Woche ausgewechselt wird. Die Kot-Ecke wird allerdings häufiger gereinigt.

"Kaninchen sind saubere Tiere und benützen nur eine bestimmte Ecke als Toilette", erklärt Edgar Rapp. Am Käfiggitter hängt eine Flasche, die täglich mit frischem Wasser gefüllt wird. Einmal in der Woche werden die Flaschen in einer gesonderten Spülmaschine gereinigt. Auf die Strohschütte kommt täglich frisches Heu als Futter. Auch Getreidekörner, Möhren, Dickrüben, frisches Gras und Klee und sogar Grünkohlblätter reicht Rapp seinen edlen Tieren. "Sie werden natürlich und ohne Zusätze ernährt", betont er, das Futter stammt meist aus eigenem Anbau, selbst die Wiese für das Grünfutter werde nicht gedüngt, sagt er.

In der Familie Rapp wird traditionell die Rasse Holländer gezüchtet, eine kleinere Rasse. Die Tiere haben eine markante Farbzeichnung am Kopf, sind am Vorderrumpf weiß und haben ein scharf abgegrenztes farbiges Hinterteil. Rapp hat sechs Farbschläge. Eine Vermischung von zwei Farbschlägen kommt bei ihm allerdings nicht infrage, er setzt eindeutig auf reine, im Zuchtbuch festgehaltene Farben. Der Zeitaufwand für die Pflege der Tiere ist beträchtlich. Rund eineinhalb Stunden wendet die Familie täglich auf. Am Samstag heißt es dann Ställe ausmisten: zwei Stunden Arbeit.

Kaninchen, insbesondere Jungtiere, schätzt der Fuchs sehr. "Der Fuchs schleicht zurzeit jede Nacht um unser Anwesen herum", hat Rapp festgestellt - kein Wunder, denn auch die Füchsinnen haben Junge. "Einmal hat ein Fuchs sogar einen Draht durchgebissen und eine Häsin und ihre Jungen geholt", erzählt er. Kaninchen, die nicht zur Zucht benötigt werden - zum Beispiel Jungtiere mit Fehlern - werden bei ihm mehrere Monate lang gefüttert und dann "verwertet", das heißt, sie landen in der Bratpfanne. Sie werden jedoch nicht an Metzger verkauft, sondern an Freunde und Bekannte weitergegeben. Rapp lässt auch Würste aus seinem Kaninchenfleisch machen. Kenner reißen sich um die Kaninchenleber, die besonders wohlschmeckend ist.

Das Fell der Tiere findet allerdings derzeit keine Verwendung, es landet in der Abdeckerei. Die Felle seien in Deutschland zu teuer in der Verarbeitung, erklärt der Züchter Rapp.

Familie Rapp ist Mitglied im Kleintierzüchterverein Sinzheim, der 1942 gegründet wurde und aktuell rund 50 Mitglieder zählt, davon etwa 20 aktive Züchter. Vorsitzender ist Edgar Rapp. In diesem Jahr feiert der Verein sein 70-jähriges Bestehen. Am 25. November sei eine große Kleintierschau in Sinzheim geplant, kündigt Rapp an.