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vom 23.5.2023
 
Eine Hebamme mit Herz
Carina Huck eröffnet im September ihre eigene Praxis in Leiberstung
 
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Carina Huck auf dem Balkon ihres Hauses. Ihre künftige Praxis wird derzeit angebaut. Foto: Katrin König-Derki
 
Von Katrin König-Derki
Sinzheim – Das Wohnzimmer der Familie Huck ist hell, modern und einladend. Auf dem Tisch Kekse, Tee und eine Pflanze, auf deren Topf steht: „Hebamme mit Herz“. Das, sagt Carina Huck, sei ein Geschenk. Viele Frauen und Paare, die die freiberufliche Hebamme vor und nach der Geburt eines Kindes betreut, empfinden sie als enge Vertraute und Stütze in einer in vielerlei Hinsicht wunderbaren, aber auch manchmal verunsichernden Lebensphase.
 
Das äußern sie nicht selten über Präsente oder Briefe, wie sie sagt. „Oft werde ich auch viel später noch als ‚unsere Hebamme‘ vorgestellt. Ich finde das schön." Seit 2017 selbständig, mietet Huck derzeit noch Praxisräume in Rheinmünster an, während neben ihrem Haus in Leiberstung ein Anbau entsteht: Dort möchte sie ihre Kunden ab September in einer gemütlichen Küche samt Spielecke empfangen, dem „Herzstück“ ihrer künftigen Praxis. Drei Räume werden für Beratung, Behandlung und Kurse zur Verfügung stehen.
 
Das Projekt ist eine weitere Zäsur in ihrer Laufbahn, der sie sich optimistisch stellt, unterstützt von ihrem Mann. Er habe sie immer „mit großer Leichtigkeit" auf ihrem beruflichen Weg gestärkt, betont Huck. Denn dieser Weg war nicht linear: Aufgewachsen in Leiberstung, machte Huck nach dem Schulabschluss eine Ausbildung zur Krankenschwester und arbeitete im Klinikum Mittelbaden. „Dann kam der Tag X“, sagt sie. „Ich war als Anästhesieschwester bei einem Kaiserschnitt dabei, mit der Hebamme. Ich fühlte plötzlich, dass ich viel lieber auf ihrer Seite stehen würde. Noch am gleichen Tag schrieb ich 18 Bewerbungen an Hebammenschulen bundesweit. Die erste Zusage kam aus Koblenz, dort zog ich hin."
 
Noch während der dreijährigen Ausbildung zu ihrem „Traumberuf" wurde sie schwanger. "Ich überlegte, zu kündigen, aber sowohl mein Mann als auch mein Chefarzt im dortigen Klinikum haben mich quasi zur Prüfung getragen. Ich machte mein Examen mit meinem Sohn auf dem Arm." Ihr Mann ging in Elternzeit, sie nahm bald eine Stelle im Kreißsaal einer Klinik in Worms an. "Auch er entschied dann, umzuschulen, und wurde Berufsfeuerwehrmann", sagt Huck. "Seither liegen wir im Wettstreit: Wer von uns hat den tolleren Job?"
 
Sie lacht. Ihre Antwort ist klar, denn sowohl im Kreißsaal als auch in der Selbständigkeit, für die sie sich auch aufgrund der Geburt ihres zweiten Sohnes entschied, sieht sie sich verwirklicht. „Ich begleite und berate die Eltern während der Schwangerschaft, bereite sie auf die Geburt vor, besuche sie im Anschluss", beschreibt sie ihre Arbeit. Als ihr besonderes Steckenpferd nennt sie Akupunktur, die gerade bei Schwangerschaftsübelkeit helfe. Und: „Junge Eltern haben viele Fragen. Zu Beschwerden der Mutter oder später des Babys, zur Geburt, zum Stillen, zur Ernährung. Ich versuche, ihnen Ängste zu nehmen und Freude zu vermitteln. Oft hilft es, auf das eigene Bauchgefühl zu vertrauen." Die Partner einzubeziehen und ihnen ihre Bedeutung klarzumachen, ist Huck ebenfalls wichtig. „Ich erlebe die meisten Väter als offen und neugierig." Auch lesbische Paare kämen inzwischen selbstverständlich zu ihren Kursen.
 
Als Hebamme, so Huck, begegne sie neben Glück auch manchmal Trauer. „Es gibt zum Beispiel Frauen, die ihr Kind verlieren. Wenn sie es möchten, bin ich für sie da." Eine intensive Bindung entstehe allemal. Sogar zwischen den Kursteilnehmern: "Ich bin schon von Frauen eingeladen worden, die sich Jahre später noch treffen. In unserem Verhältnis steckt viel Emotion." Für Carina Huck ist klar:"Hebamme ist der allerschönste Beruf überhaupt." Vermutlich bezogen auf ihren Mann ergänzt sie lächelnd: „Jedenfalls für mich".